52.500 Stellenbesetzungen und 1,6 Mrd. Euro Umsatz
International sind derzeit die Wachstumsmärkte für Personalberatungen besser bestellt als hierzulande. Man müsste meinen, dass der zunehmende Fach- und Führungskräftemangel sich auch in höheren Wachstumsraten der Personalberatungen niederschlägt. Realität ist aber, dass wir erst durch eine Marktbereinigung gehen werden. Die ersten namhaften Beratungen sind bereits vom Markt verschwunden, z. B. Gemini Executive Search. Ganz aktuell veröffentlicht der BDU wieder seine Personalberatungsstudie und weist dort die ökonomischen Fakten der Branche aus.
In Deutschland ist man mit 3,2 % Wachstum nicht unzufrieden. Und das für diese Branche, die üblicherweise ihren “double digit growth” zelebriert. Offenbar leiden die Personalberater unter harter Konkurrenz. Die 3,2 Prozent mehr an Umsatz sind nicht das, was man sich eigentlich erwarten würde. Und doch erscheinen die nun erreichen 1,6 Mrd. Euro Umsatz als der versöhnliche Abschluss mit dem Krisenjahr 2009, wo die gesamte Branche rund 25 % Federn lassen musste.
Umsätze Deutschland
Die BDU-Studie gibt den Gesamtumsatz von 1,6 Mrd. Euro erwirtschaftet durch 52.500 Platzierungen an. Dies sind rund 30.500 Euro Honorar pro Vermittlung, was nachvollziehbar klingt.
Ausweislich der Studie gehen die lukrativen Aufträge meist an die großen Namen der Branche. Die kleinen Beratungen haben das Nachsehen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer neuen Studie des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Den Honorarkuchen müssen sich jedoch immer mehr Consultants teilen: Rund 5.800 Personalberater gibt es aktuell in Deutschland. Das sind fast zwei Prozent mehr als 2012. Die Zahlen stammen aus der Studie „Personalberatung in Deutschland“, die Bonner Branchenverband BDU heute veröffentlicht hat. Sie basieren auf einer aktuellen Umfrage unter rund 200 Beratungsgesellschaften. Mit Blick auf die mageren Zahlen spricht der Verband von einer eher „verhaltenen“ Entwicklung der Branche. Der Wettbewerb sei härter geworden, so der BDU. In den Jahren 2004 bis 2008 sowie 2010 und 2011 sei der Personalberatungsmarkt noch fast durchgängig in zweistelligen Prozentschritten gewachsen.
Wichtigstes Geschäftsfeld
Die gezielte Unterstützung bei der Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften bildete auch 2013 das Hauptgeschäftsfeld der “Executive Search Consultants”. Der Anteil dieser Dienstleistung am Gesamtumsatz der Branche liegt knapp 82 Prozent. Dies entspricht einem Honorarvolumen von rund 1,3 Milliarden Euro. Die Gesamtzahl der im Jahr 2013 besetzten Positionen beträgt 52.500. 36.800 oder rund 70 Prozent davon entfallen auf die Gehaltsklassen zwischen 75.000 und 250.000 Euro. Nur in diesem Segment können kleine und mittelgroße Headhuntingfirmen wirklich mithalten. Bei der Besetzung von Positionen im Top-Management aber, dort also, wo Bruttojahresbezüge über 500.000 Euro gezahlt werden, dominieren große Firmen, allen voran Global Player wie Egon Zehnder oder Spencer Stuart. Zweitwichtigstes Standbein der Kopfjäger ist die sogenannte Managementdiagnostik: Assessments, Potenzialanalysen und ähnliche Dienstleistungen. Rund acht Prozent des Gesamtumsatzes der Branche entfallen auf dieses Geschäftsfeld. Dies entspricht einem Honorarvolumen von gut 129 Millionen Euro. Positiver Ausblick Trotz des harten Wettbewerbs geben sich die deutschen Headhunter optimistisch für das Jahr 2014. Im Schnitt rechnen die Consultants mit einem Umsatzplus von knapp acht Prozent. Der Stellenmarkt folge dem positiven Konjunkturverlauf, sagt auch Michael Heidelberger, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung. An den Führungskräften liegt es jedenfalls nicht, wenn die Umsätze der Headhunter wider Erwarten nicht stärker nach oben klettern: Laut Studie sinkt die Loyalität der Manager zu ihren Unternehmen: 71 Prozent der befragten Personalberater sagen, dass sich die von ihnen interviewten Kandidaten nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit mit ihren Unternehmen identifizierten. In der Folge rechnen die Headhunter damit, dass die Fluktuation in den Führungsetagen steigen wird.
Quelle der Daten: BDU-Personalberaterstudie 2013
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Personalberater-Jahreskongress 2014
Ich war eingeladen beim Personalberater-Jahreskongress 2014 auf dem Petersberg. Durfte dort ein wenig über Recruiting 2020 und die Chance für Personalberatungen erzählen. Ich empfand die Stimmung, die Rückfragen und das Klima sehr angenehm. Komme gerne wieder! Kurz danach und die Tage darauf gab es etliche Nachfragen, ob ich meine Präsentation teile. Leider kann ich den Wünschen nicht nachkommen, teile aber gerne die beiden Kernfolien:
Beste Grüße
Marcus Reif
Hallo Herr Reif,
vielen Dank für den fundierten Beitrag. Ich freue mich immer wieder, wenn Sie etwas im Blog veröffentlichen. Die Personalberater würden unter harter Konkurrenz leiden, schreiben Sie. Active Sourcing und Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme der Unternehmen erwähnen Sie dabei nicht. Spielt das im Executive Search keine Rolle?
Ihre Vorstellungen zum Recruiting 2020 würden mich sehr interessieren. Die „Chancen und Möglichkeiten für Personalberatungen“ auf dem von Ihnen gezeigten Chart treffen es. Die dort geforderte Beratungskompetenz würde ich auch allerdings auch von einem Recruiter im Unternehmen bzw. von HR allgemein erwarten. Zu viel verlangt?
Beste Grüße, Helge Weinberg
Lieber Herr Weinberg,
vielen Dank für den Kommentar. Active-Sourcing und Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme sind ein wichtiger Baustein im Sourcing-Mix, ebenso der Personalberater. Der Blickwinkel im Prolog ist aus HR-Sicht.
Und klar, der Recruiter von heute nimmt eine ganz andere Rolle ein, siehe hier: Rolle des Recruiters und die Aufgabe des Active-Sourcings
Beste Grüße
Marcus Reif