Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Wie oft habe ich in meiner Karriere von Hiring-Managern die Aussage gehört: “das ist ein Jobhopper, bitte absagen”. Das Klischee über Jobhopper ist sehr negativ. Häufige Jobwechsel werden schnell unter dem Generalverdacht des Jobhoppers negativ zusammengefasst. Damit werden häufige Jobwechsel, die im Kern nichts Schlechtes sind, aber zum Stolperstein in Ihrer Karriere. Also versuchen wir doch mal, dieses negative Klischee aufzulösen. Denn es gibt nichts Negatives am Jobhopping. Die Betrachtungskategorie ist einfach falsch. 

“Das ist ein Jobhopper”, sagt der einstellende Manager des Fachbereichs mit Blick auf einen Lebenslauf. Die Biografie der Kandidatin oder des Kandidaten zeigt alle zwei Jahre einen Wechsel. Und wir Arbeitgeber goutieren ihre Dynamik und diversifizierte Lernkurve meist mit Ablehnung. Häufige Jobwechsel werden immer noch äußerst kritisch gesehen! Drehen wir mal die Kommentare um. Der gleiche Manager beklagt im Leistungsbeurteilungsgespräch einen antriebslosen und kaum Ehrgeiz zeigenden Kollegen, den er mit “meets expectation” rated. Oder noch schlimmer: jemanden, der seit sieben Jahren den gleichen Job erledigt mit “reached potential” und segnet damit das Ende seiner Karriere ab. Karriereentscheidungen sind schon lange keine Lebensentscheidungen mehr, auch wenn viele der älteren Generationen das gerne noch so pflegen. Nahezu niemand, der heute seinen Berufseinstieg begeht, wird 20 oder gar 40 Jahre beim gleichen Arbeitgeber bleiben.

Gerät der Abschnitt „Berufserfahrung“ im Lebenslauf eines Bewerbers übermäßig lang, da die Person meistens alle ein bis zwei Jahre oder öfter die Stelle gewechselt hat, wird diese Karriere-Strategie Job Hopping (auch Jobhopping) genannt.

Quelle: Stellenanzeigen.de

Drei Jobs in drei Jahren. Red Flag! 🚩

Stellen Sie sich die Frage, welche Unwucht Ihr eigener Lebenslauf aufzeigt. Und Sie haben sicherlich gute Argumente, weshalb die Dinge so sind wie sie sind. Und bedenken Sie dabei auch. Wirtschaftskrise, schlechte Entscheidungen, COVID19, die Situation durch den Krieg gegen die Ukraine mit Kostendruck, Inflation und Lieferkettenproblemen. Die Unternehmen restrukturieren, entlassen, gründen aus, die Rolle fällt weg, irgendwas wird toxisch und man wechselt, weil der Markt es her gibt. Gründe für eine Unwucht im Lebenslauf gibt es genügend. Und keine davon sollte ein schlechtes Licht auf die Qualifikation.

Natürlich gibt es auch private Themen. Es muss nicht immer eine schwere Krankheit sein, pflegebedürftige Angehörige, nein. Man brennt auch selbst mal aus. Immer wieder hört man von depressiven Episoden, die befeuert werden vom wachsenden Druck, einer schneller werdenden Welt und der Unstetigkeit unseres Arbeitslebens.

Lernen Sie den Menschen kennen!

Recruiting ist doch immer noch die gleiche Shitshow wie vor 20 Jahren. Da wird mit einer Selektionsarroganz auf einen Lebenslauf geschaut, ein Stück beschriebenes Papier. Auf dieser Basis werden Entscheidungen mit Bauchgefühl und viel Unconscious Bias getroffen, weil man der Meinung ist, dass aufgrund der persönlichen Einzigartigkeit und Genialität man das kann. Wie verrückt die Welt doch ist. Versetzen Sie sich mal in die Lage des von Ihnen charakterisierten Jobhoppers und stellen Sie sich vor, das wären Sie! Würden Sie sich nicht auch wünschen, dass man mit Ihnen spricht, damit Sie Ihre Geschichte erzählen dürfen?

Vorurteile gegenüber Jobhoppern

  • Jobhopper wissen nicht, was sie wollen.
  • Wer häufig die Stelle wechselt, ist nicht loyal.
  • Jobnomaden suchen sich immer neue Arbeitgeber, weil sie sich nicht unterordnen können und Probleme mit Hierarchien haben.
  • Jobhopper können sich nicht langfristig auf ein Team und eine Hierarchie einlassen.
  • jegliche Investition in den Jobhopper mit Onboarding, Training, Weiterentwicklung usw. ist rausgeschmissenes Geld.

Und das alles sind Perspektiven, die vermutlich jeder Personaler schon mal gehört hat, die sich in der Realität aber kaum bestätigen lassen. 

Vorteile von Arbeitgeberwechseln

Steigende Entwicklungskurve: mit einer neuen Aufgabe steigt die Entwicklungskurve an. Sie wenden Energie auf, um in die neue Rolle, ggf. auch bei einem neuen Arbeitgeber zu finden. Das ruft Ihre komplette Leistungsmöglichkeit ab, erhöht dabei aber auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit über den Zeitraum.

Leistungsniveau nach bis zu 18 Monaten: üblicherweise brauchen Sie 8-18 Monate, um eine neue Aufgabe vollständig auszufüllen und zu einem 100 %igen Leistungsniveau Ihres Wertbeitrags zu kommen. Darauf folgt allerdings ein Routineplateau – ein Abflachen Ihrer Lernkurve -, auf dem Sie – in Sicherheit Ihres Wertbeitrags – lange Zeit verharren. Dieses Plateau erreichen Sie ungefähr nach fünf bis sieben Jahren.

Rollenwechsel regt Kompetenzaufbau an: neue Rollen bringen neue Anforderungen mit sich. Sie sind durch den Rollenwechsel offen, um sich neue Kompetenzen anzueignen. Ihre persönliche Entwicklungskurve steigt dadurch an. Sie eignen sich neue Fähigkeiten an, können bereits erlernte in neuem Umfeld anwenden.

Wechsel als Zeichen des Ehrgeizes: Mittlerweile herrscht in der Personalerwelt, zu denen ich nun auch die Personalberatungen als verlängerte Werkbank des Recruitings zähle, die Auffassung, dass zu wenig Wechsel in einer beruflichen Karriere als eher negatives Attribut für das Kompetenzset einer Person zu werten sind. Mangelnder Ehrgeiz, zu wenig Perspektiven, zu wenig unterschiedliche Systeme, zu wenig “Stretch”, zu wenig strategische Relevanz. Das sind die Kriterien auf der negativen Seite. 

Auf Unternehmensseite entsteht bei vielen Arbeitgebern Skepsis am Lebenslauf. Wen hole ich mir hier an Bord und für wie lange eigentlich? Lohnt sich der Aufwand, denn Rekrutierung ist teuer. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und diese hier ist nicht von der Hand zu weisen. Personaler auf Unternehmensseite streben den “Perfect Match” an. Also die Einstellung einer Bewerberin oder eines Bewerbers, der von den Kompetenzen, den Hard- und Softskills ideal zum Anforderungsprofil passt. Begleitet wird dies, neben den obligatorischen Aspekten der Fachlichkeit, von einer Einschätzung der Persönlichkeit, der kulturellen Passung und dem soziokulturellen Fit bzw. der Umfeld-Kompatibilität sowie der Wahrnehmung des kognitiven Leistungspotenzials. Und sind wir mal ehrlich – den Ausschlag am Ende des Selektionsprozesses gibt das Bauchgefühl. Und wenn dieses Bauchgefühl immer noch anhand der Anzahl der Arbeitgeber im Lebenslauf anspringt, dann wird das nichts! Ihr Bewerbungsprozess wird hier scheitern. 

Ihre Karriere kommt nicht zu Ihnen!

Sie müssen schon zu Ihrer Karriere kommen. Das meint, wenn Sie nicht die Chance zur kontinuierlichen Arbeit an Ihrer Karriere und Ihren eigenen Kompetenzen ergreifen, dann geschieht das nicht von alleine. Ein Jobwechsel und auch ein Arbeitgeberwechsel sind Elemente der kontinuierlichen Arbeit, genauso wie lebenslanges Lernen und gutes Networking. Bleiben Sie dran! Und wenn Sie immer noch Totschlagargumente sehen, ignorieren Sie sie!

Viel Erfolg bei Ihrer Karriere!

Beste Grüße 

Ihr Marcus K. Reif

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