In den letzten Wochen gab es eine Menge an unterschiedlichen Befragungsergebnissen, weshalb Mitarbeiter kündigen. Geld regiert die Welt. Spielt aber beim Arbeitgeberwechsel im Grunde keine große Rolle (mehr). Arbeitnehmer schauen schon längst nicht mehr nur auf ihren Gehaltszettel, um zu entscheiden, ob sie in ihrem Job bleiben wollen.
Für Personaler sind die Kündigungsgründe von Mitarbeitern schon lange klar. Mitarbeiter kündigen, weil die Arbeitswelt 4.0 nicht mit der Unternehmenskultur 1.0 funktioniert. Und der alte Dreiklang “Menschen kommen wegen des Brandings, sie bleiben wegen der Arbeitsinhalte und sie verlassen ihre Führungskräfte” gilt darüber hinaus.
Innere Kündigung
Jeder kennt die Situationen die rund um Kündigungen entstehen. In den Unternehmen gibt es allseits gültige Thesen, weshalb Menschen kündigen. Meist ist dann zu vernehmen, Menschen gingen wegen des Gehalts. Die Aussagen dazu sind dann im Stile: “Kollege XYZ hat gekündigt, weil sie/er bei dem neuen Arbeitgeber mehr Gehalt bekommt“. Das kennen wir alle. Doch diese “Erkenntnisse” führen zu einer teuflisch-subjektiven Analyse der Wirklichkeit. Und die Personalabteilung bringt dies in eine rein reaktive Maßnahmenbearbeitung.
Führungskräfte sind in den meisten Fällen nicht besonders kritikfähig was ihre eigene Rolle angeht. Auch die Fehlerlernkultur ist selten ausgeprägt. Ein Ergebnis daraus ist, dass persönliche Verfehlungen meist keine große Bühne genießen, weswegen die Kündigung eines Mitarbeiter, um beim Beispiel zu bleiben, in der Regel mit externen Beweggründen erläutert wird. Wie oft kommt es denn vor, dass ein Mitarbeiter kündigt und dessen Führungskraft nach den Gründen gefragt wird und dieser antwortet: “wir beide kamen nicht gut miteinander zurecht, weswegen mir das kommunikative Mittel fehlte, um zielgerichtet zu führen. Das ist der Grund, weshalb Kollege XYZ nun für sich die Konsequenz gezogen hat und uns verlassen wird“. Lesen Sie mehr unter: Kündigungen – wir vertauschen Ursache und Wirkung und analysieren falsch. Wir betrachten viel zu oft die faktische Kündigung und verlieren die wichtigen Argumente der inneren Kündigung aus den Augen.
So viel zu der bei Personalern bekannten Kündigungsgründe. Doch wie passen Studien zu Kündigungsgründen dazu, wie andere Ergebnisse bringen? Es ist nicht sonderlich überraschend, wenn eine Compensation-Plattform eine Studie herausbringt, dass Gehalt recht prominent ist.
Mangelnde Anerkennung
Die fünf wichtigsten Kündigungsgründe lt. einer Studie der Hamburger Gehälter-Plattform Compensation Partner gemeinsam mit dem Vergleichsportal gehalt.de sind:
Mitarbeiter verlassen ihre Chefs
Die Gallup-Studie analysierte in fast 200 Ländern die Gründe für Kündigungen, im Wesentlichen sind Chefs und Chefinnen häufig der Grund, warum Mitarbeiter kündigen. Jeder Zweite gab zu, einen Job bereits verlassen zu haben, weil man Probleme mit dem Manager beziehungsweise der Managerin habe. Tatsächlich sollen 70 Prozent der Faktoren, die zu einer beruflichen Unzufriedenheit beitragen, direkt mit dem Vorgesetzten zusammenhängen.
Was sagt die Statistik?
Die Statistik von EY, der F.A.Z. und Statista zeigt, dass viele Überstunden, gefolgt von geringerer Gehaltsentwicklung, mangelnde Flexibilität und geringe Aufstiegsmöglichkeiten die top Gründe für eine Kündigung der Generation Y sind. Das passt doch gut zusammen, keine Überraschungen:
Halten wir fest, dass es nicht überraschend ist, dass Studien die Meinung der Auftraggeber stützen. Wird ein Benefits-Anbieter eine Studie zu Kündigungen herausgeben, sind mangelnde Benefits der Grund. So wundert es beim vorgenannten Compensation-Portal eben auch nicht, dass Gehalt vordergründig ist.
Ich bleibe dabei. Kultur und das Zwischenmenschliche sind die vordergründigen Aspekte, weshalb Mitarbeiter sich zu einem Wechsel entscheiden. Denn, wie oben beschrieben, dürfen wir die Aspekte der inneren Kündigung nicht außer acht lassen.
Beste Grüße
Ihr Marcus Reif