Wechselbereitschaft in Deutschland
xing.com hat eine interessante Studie veröffentlicht (XING-Analyse: Wo in Deutschland ist der Wunsch zum Job-Wechsel am größten?). Hatte dazu noch gar nichts geschrieben, ist bereits seit dem 10. Mai veröffentlicht. Dann kümmere ich mich mal darum. Im Mittel geben ca. 21% aller auf xing.com registrierten Personen an, „offen für Karrierechancen“ zu sein und somit aktiv oder latent offen für neue Herausforderungen zu sein. Dabei zeigt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Wechselbereitschaft – in Konzernen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern geben weit weniger Angestellte ihre Zuneigung gegenüber neuen Herausforderungen an als in kleinen Betrieben. Auch der Standort zeigt einige interessante Korrelationen auf. Die Analyse listet Städte und Branchen auf, bei denen die Wechselbereitschaft am höchsten oder am niedrigsten ist. Als Fazit kann man konstatieren:
Die Wechselbereitschaft ist bei einem Consulting-Unternehmen (1.) oder Finanzdienstleister (2.) mit mehr als 10.000 Mitarbeitern mit Standort Frankfurt am Main (1.) oder Bonn (2.) am geringsten. Die Wechselbereitschaft ist bei einem Unternehmen im Gesundheitswesen (1.) oder im Hotel-, Restaurant- und Gaststättengewerbe (2.) mit Standort Halle (Saale) (1.) oder Magdeburg (2.) am höchsten.
Die Erkenntnisse, die xing.com aus der Studie gewann:
- Besonders in den neuen Bundesländern sind Arbeitnehmer offen für neue Karrierechancen
- Gesundheitswesen an der Spitze – Consulting und Finanzen mit den niedrigsten Werten
- Mitarbeiter kleinerer Unternehmen deutlich eher zu neuen Herausforderungen bereit
- Frauen und Männer gleichauf –mit markanten Unterschieden nach Region und Branche
Standorte
Die 5 Städte mit dem höchsten Anteil an Wechselbereitschaft 1. Halle (Saale) 2. Magdeburg 3. Rostock 4. Potsdam 5. Leipzig Die 5 Städte mit dem niedrigsten Anteil an Wechselbereitschaft 1. Frankfurt (Main) 2. Bonn 3. Darmstadt 4. Stuttgart 5. Düsseldorf [/column]
Branchen
Die 5 Branchen mit dem höchsten Anteil an Wechselbereitschaft 1. Gesundheitswesen 2. Hotel-, Restaurant- und Gaststättengewerbe 3. Handel 4. Technikbranche 5. Industrieller Anlagenbau Die 5 Branchen mit dem niedrigsten Anteil an Wechselbereitschaft 1. Consulting 2. Finanzdienstleistungen 3. IT und Telekommunikation 4. Medienbranche 5. Medizinische Berufe
Wechselbereitschaft messen
Bernd Schmitz hatte vor über einem Jahr auf seinem Blog mal über Interesse an Karrierechancen – Vergleich der Wechselwilligkeit von Mitarbeitern 2011 geschrieben, was auf einem Beitrag aus Oktober 2009 – Neue Suchfunktion für Recruiter in Xing – Vergleich der Wechselwilligkeit von Mitarbeitern – aufsetzte. Ich greife den Gedanken mal auf und vergleiche die erklärte Wechselbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der folgenden Unternehmen anhand der xing.com-Profile.
Wechselbereitschaft auf xing.com
Unternehmen |
Profile |
Wechselbereitschaft |
|
Opel | 2189 | 593 | 27,1% |
Sanofi | 1557 | 401 | 25,8% |
Deutsche Telekom | 6378 | 1528 | 24,0% |
Vodafone | 7351 | 1480 | 20,1% |
Deloitte | 3074 | 586 | 19,1% |
KPMG | 5958 | 1128 | 18,9% |
PwC | 5703 | 1032 | 18,1% |
Accenture | 4286 | 755 | 17,6% |
Deutsche Bank AG | 6005 | 908 | 15,1% |
McKinsey | 1565 | 195 | 12,5% |
Ernst & Young | 5093 | 575 | 11,3% |
Natürlich gilt auch hier – Bullshit in, Bullshit out. Die reine Abfrage der Daten kann einige statistische Irrelevanzen beinhalten. Also ungepflegte Profile, unachtsame Eingabe oder unbewusste Selektion, dass man “interessiert ist an Karrierechancen”. Vieles führt dazu, dass die von Bernd oder mir angefertigte Darstellung recht realitätsnah ist bei aller Statistik. Dennoch eine interessante Ansicht, wie hoch die Motivation für einen Jobwechsel aufgrund der erklärten Funktion im xing.com-Profil ist. Freue mich über das Ergebnis meines Arbeitgebers ;). Alles in allem zeigt sich, dass man über soziale Netzwerke, insbesondere xing.com und linkedin.de, vernünftig sourcen kann. Ob die Lebenslaufdatenbanken der Online-Stellenmärkte dagegen halten können, glaube ich nicht. Dass aber Unternehmen im immer enger werdenden Arbeitsmarkt auf einen aktiven und direkten Sourcing-Kanal nicht verzichten können, ist klar. Die Herausforderungen werden dadurch für Recruiter und HRler eher größer und die Aufgaben komplexer.
Denn manche Zielgruppen sind eben nicht mehr auf xing.com präsent! Marcus K. Reif
Dadurch allerdings auf ein Ende der Personalberatungen zu schließen, ist kompletter Unsinn. Social-Sourcing, Direct-Sourcing oder wie man das Kind auch nennen möchte hat eine ganz andere Dienstleistungstiefe und -breite im Vergleich zu Personalberatungen. Und die Zielgruppe hat eine andere Seniorität. Denn manche Zielgruppen sind eben nicht mehr auf xing.com präsent! Als Ende 2003 der openBC an den Start ging, waren viele Geschäftsführer, Vorstände und Bereichsleiter auf der Plattform. Das erodierte zusehends, so dass es heute eher die Ausnahme als die Regel ist. Ich finde das schade, kann es aber nachvollziehen. Rund 10 Gruppeneinladungen, 20 Kontaktanfragen ohne eine Angabe von Gründen und zig Newsletter pro Woche sind gute Gründe für Menschen mitten in verantwortungsvollen Rollen, nicht mehr auf sozialen Netzwerken präsent zu sein. Das verstehe ich. Beste Grüße Marcus Reif
#XING – Wechselbereitschaft in #Deutschland – http://t.co/BhDhcq0y #Recruiting #Recruiter #Headhunter #Personalberater #Job #HR