Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Beginnen wir ausnahmsweise mal bei den Äußerlichkeiten. Denn ist ist ja nicht ganz unmaßgeblich, wenn ein global operierender Unternehmensverbund mit großer Markenbekanntheit weltweit Rufnamen, Signet und Slogan ändert. Ernst & Young hat das im vergangenen Jahr getan und seinen guten Namen weltweit auf das Akronym „EY“ eingeschmolzen. Wie es sich für einen Global Player geziemt, wird das natürlich nicht deutsch geblökt, sondern englisch gesäuselt und klingt dann sogar ein bisschen chinesisch. Trotzdem dürfte mancher Nicht-Muttersprachler beim unmittelbar angekoppelten Slogan „Building a better working world“ auf den ersten Blick eher an die Vereinten Nationen denken als an EY. Dabei ist das mit der „better working world“ eine clevere Idee: Die Welt im Ganzen und die Arbeitswelt im Besonderen verbessern zu wollen, ist ein ehrbares Ziel.

Die Fantastischen Vier

Es lohnt sich also, genauer hinzusehen bei EY. Auf dem Papier ist man zunächst einmal einer der vielzitierten „Big Four“ der Wirtschaftsprüfung. PWC, KPMG, Deloitte und eben EY machen gut drei Viertel des deutschen Marktes und vor allem die Prüfung der DAX-Konzerne unter sich aus. Alle vier gelten – mit internationalem Renommee und attraktiver Reputation – als anziehende Karrierestation im Finance-Sektor. Alle vier Unternehmen haben sehr hohe Akademikerquoten – bei EY liegt sie bei etwa 80 Prozent – und werben in erster Linie um hochveranlagte Wirtschaftswissenschaftler, aber auch um Mathematiker, Informatiker, Wirtschaftsingenieure und Juristen. Und: Alle vier sind Partnerschaftsgesellschaften mit pyramidaler Struktur. Einer verhältnismäßig geringen Zahl an Partnern an der Spitze stehen relativ viele Juniors und Young Professionals an der Basis entgegen. Entsprechend hoch ist der Anteil an Mitarbeitern der Generation Y.

Was also ist der Mehrwert des Arbeitgebers EY? Wie schafft das Unternehmen Abgrenzung zu den drei Konkurrenten? Der richtige Ansprechpartner zur Beantwortung dieser Frage ist Marcus K. Reif, dessen Visitenkarte ihn als „Leiter Recruiting und Employer Branding für Deutschland, Österreich und Schweiz“ ausweist. Kompakter wäre „Kulturdezernent“ gewesen. Denn für Reif ist Positionierung vor allem eines: eine Frage der Kultur.

Kniefall vor Talenten

„Der Produktionsfaktor ist bei uns der Mensch, mit seinem ganzen Kapital“, erklärt Marcus Reif. „Deshalb ist es für uns exorbitant wichtig, dass wir zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute an Bord haben und dafür die richtige Kultur anbieten“. In Wahrheit führe man daher keine Generationendebatte, sondern eine Kulturdebatte. „Kultur wird zum differenzierenden Faktor im Bewerbermarkt“, sagt er, und zückt einen der besten Sätze von Peter Drucker: „Culture eats strategy for breakfast“.

Wo wir gerade beim differenzierenden Faktor sind: Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, liebe Leser, dass hier die Ansprüche der Generation Y nicht als Trend begriffen werden, sondern als Fakt. EY reagiert auf diesen Fakt mit radikaler Demut. „War for talent is over: Talent has won. Mit diesem Satz machen wir unseren Führungskräften klar, dass jetzt die Zeit gekommen ist, umzudenken“. Die Talente haben gesiegt, das Unternehmen geht in die Knie: gelebter Kulturwandel, den EY auch von seinen leitenden Angestellten einfordert. Führung begibt sich auf Augenhöhe, wird lateral. „Führung heute bedeutet, Verantwortung für sein Umfeld zu übernehmen“, sagt Reif.

Er verbietet sich den mittlerweile irgendwie sehr deutsch klingenden Begriff Work- Life-Balance. „Die Generation Y ist unter den letzten, die überhaupt noch verstehen, was Work-Life-Balance ist, weil zukünftig zwischen Work und Life nicht mehr balanciert werden wird“. EY stehe, so Reif, mit dem Begriff der „Flexibilität“ für etwas anderes. „Es ist wichtig, dass Sie Arbeitszeit und -ort respektvoll in Einklang mit Ihrem Privatleben und Ihren persönlichen Interessen bringen können. Und zwar, ohne dreiseitige Anträge auszufüllen“. Dass Reif das Interview vom Homeoffice aus führt und gleich im Anschluss zur Kita fährt, um seinen Sohn abzuholen, spielt ihm argumentativ in die Karten.

Entspannte Verbundenheit

Doch so wohlfühlmäßig das alles klingt: In erster Linie erwartet man auch bei EY Leistung von seinen Mitarbeitern, und das nicht zu knapp. Beraterjahre sind wie Hundejahre, Fluktuation ist Teil des Geschäfts. „Wir sind kein Lifetime-Employer“, gibt Reif zu. „Vielmehr verstehen wir uns als ganz wichtiger Baustein in der Biographie einzelner, fantastischer Personen“. Die im Zuge des Rebrandings ebenfalls aktualisierte Employee Value Proposition bringt das auf den Punkt: „Whenever you join, however long you stay, the exceptional EY experience lasts a lifetime“. Unternehmensloyalität wird damit zu einem Konzept, das über den einzelnen Arbeitsvertrag, über den einzelnen Job hinausweist. Es geht um innere Nähe, um das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein. Wie bei einem alten Freund, den man nach Jahren wiedersieht, und alles ist wie früher. Es geht um das, was Thomas Sattelberger die große Herausforderung heutiger Mitarbeiterführung nennt: „binden, ohne zu ketten“. Diese Art der entspannten Verbundenheit wird im Unternehmen vorgelebt. Der heutige CEO Mark Weinberger selbst hat EY mehrfach verlassen, um in verschiedenen US-Regierungen an prominenter Stelle mitzuwirken. Seiner Karriere im Unternehmen hat das offenbar nicht geschadet.

Ausbrechen erlaubt

„Entrepreneurship ist Teil des Skillsets, das wir für EY-Mitarbeiter verlangen“, sagt Marcus Reif. Das beinhalte auch den Mut, eigene Wege zu gehen – selbst wenn diese aus dem Unternehmen herausführten, etwa in ein eigenes Business. „Wir suchen Vordenker, die neue Wege, Chancen und Geschäftsmodelle erkennen. Da sind wir ausgesprochen differenziert zu allen anderen“. Klar, dass diese „If you love me, let me go“-Haltung ausgeprägte Bemühungen im Alumni-Bereich erfordert. Das Vorbild ist hier McKinsey. „Jeder, der bei uns war, darf und soll sich als Teil der Familie fühlen“, betont Reif. Im Laufe der letzten zehn Jahre seien das über den Daumen gepeilt anderthalb Millionen Kollegen gewesen, jeder mit seiner eigenen EY-Erfahrung und -Erzählung. „Wir halten den Kontakt, auch über lange Zeiträume. Denn jeder kommt einmal in die Situation, jemanden zu empfehlen, der seine Karriere starten oder fortsetzen möchte, oder der zurückkommen will“. Oder ein Ehemaliger brauche schlicht einen Dienstleister.

Primus inter pares

Aktuelle Imageumfragen unter Studierenden und Absolventen legen nahe, dass der von EY beschrittene Weg der kulturellen Differenzierung auf den Nachwuchs Eindruck macht. Besonders augenfällig: das Ranking als zweitattraktivster Arbeitgeber hinter Google unter 200.000 Wirtschaftswissenschafts-Studierenden weltweit bei der Universum-Studie „The World’s Most Attractive Employers 2013 und 2014“. Fairerweise sei dazugesagt: Auch der Rest der Big Four landete in den Top Ten. Unter deutschen Wirtschaftswissenschaftlern schaffte es EY zwar „nur“ auf Platz 15, ließ aber immerhin auch hier die drei ärgsten Konkurrenten hinter sich.

Marcus Reif ist mächtig stolz auf den zweiten Platz weltweit, man kann ihn durchs Telefon grinsen hören. Doch warum herrscht solch eine Diskrepanz in der Wahrnehmung der Attraktivität hierzulande und international? „In Deutschland hängen Produkt- und Arbeitgeberimage stärker zusammen. Der treibende Faktor bei besonders attraktiven Arbeitgebermarken wie Audi, BMW und Porsche sind die Produkte“. International würden eher diejenigen Unternehmen als attraktiv wahrgenommen, die als Dienstleister Mehrwert bieten – für den Kunden und die individuelle Karriereentwicklung. Für den „Kulturdezernenten“ Marcus Reif ist die Lage klar: Es ist eben alles eine Frage der Kultur.

ARBEITGEBERSIEGEL Portrait: EY

Kultur mit Mehrwert

„Culture eats strategy for breakfast“, hat Peter Drucker gesagt. EY hat besonders gut gefrühstückt, macht die Kultur gleich ganz zur Strategie und wird erneut als „Top Arbeitgeber Deutschland“ zertifiziert. Das freut Mitarbeiter und überzeugt Absolventen: Bei einschlägigen Imageumfragen verweist EY den Rest der Branche auf die Plätze.

Dieser Beitrag erschien im Sonderheft „Arbeitgebersiegel“ der Personalwirtschaft 5/2014

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