Kommunikation, die
Worttrennung: Kom|mu|ni|ka|ti|on. Bedeutung: Verständigung untereinander; zwischenmenschlicher Verkehr besonders mithilfe von Sprache, Zeichen. Quelle: Duden.de
Soweit, so einfach. Doch ist Kommunikation tatsächlich die größte Baustelle in den Unternehmen, zeitgleich aber auch der größte Hebel für moderne Führung. Das möchte ich gerne mit Ihnen gemeinsam beleuchten.
Im Coaching verwende ich gerne die folgende Deklination: “Führung ist die zielgerichtete Einflussnahme auf andere durch Kommunikation“. Führungskräfte, die dies im positiven Sinne beherzigen, verzeichnen hohe Mitarbeiterzufriedenheit, starkes Commitment, gute Ergebnisse, niedrige Fluktuation und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Führungskräfte, die Kommunikation anders verwenden, bspw. Top-down, Wissen als Herrschaft verstehen, nur das teilen, was nötig ist usw., weisen vermutlich die diametralen Attribute vor.
Was läuft kommunikativ falsch in den Unternehmen?
Über toxische Führungskräfte und ebendiese Unternehmenskulturen habe ich oft und leidenschaftlich geschrieben, denn für mich sind dies die Ingredienzien für erfolgreiche Unternehmen. Selbst der innovativste CEO wird nicht erfolgreich, wenn er ein Arschloch ist, seine Mitarbeiter wie den ungewollten Pöbel führt oder seine Unternehmenskultur und sein Führungsverständnis vom Micromanagement, der Risikominimierung und starren Hierarchien lebt. Sie müssend die Hierarchien durchbrechen. Mitarbeiter müssen unbedingt Verantwortung für ihren eigenen Arbeitsbereich übernehmen, sie brauchen die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, losgelöst vom Informationsbedürfnis reportingsüchtiger Micromanager. Nur Mitarbeiter, die einen Sinn in ihrer Tätigkeit erkennen, können selbststeuernd tätig sein.
In vielen Unternehmen werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Korsett von Hierarchien gepresst, so dass am Ende alle beschäftigt sind, aber niemand wirklich arbeitet und alle nur dem Prozess vertrauen. Sie sollen wie ein Zahnrädchen im großen Ganzen arbeiten. Leise, zuverlässig, operativ, ohne Fehler. Das Denken wird den Leuten abtrainiert. Ich hörte in meiner beruflichen Laufbahn schon oft grottenschlechte Führungskräfte mit dem Spruch “ihr werdet hier nicht fürs Denken bezahlt“. Ich erwischte mich mal dabei, dass es mir als junger Mitarbeiter mal rausrutschte “für was denn dann?“. Da gab es einiges zu ertragen im Nachgang, denn coram publico einen Manager mit solch renitentem Verhaltensmuster zu widersprechen, war unverzeihlich. Ich blieb nicht lange bei dieser Firma, die es heute auch schon nicht mehr gibt. Mir schwebt eine Erklärung für das systemische Scheitern vor.
Gute Führungskräfte zeigen sich in schwierigen Momenten
Elon Musk ist sicherlich kein Paradebeispiel für eine gute Führungskraft. Zu sprunghaft und eruptiv ist seine Außenwirkung an mancher Stelle. Aber wie ist es doch meist mit brillanten Menschen, Innovatoren und Freigeistern? Sie bringen Verhaltensauffälligkeiten mit sich. Steve Jobs, der selten duschte und eruptiv führte. Und eben Elon Musk, der nach innen glänzte in besonders schwierigen Momenten. Nach einem Produktionsfiasko mit dem damaligen Modell 3 entlud sich die Öffentlichkeit und Investoren mit Sorgen und Fragen über Tesla. In dieser Situation schrub er eine E-Mail an alle Mitarbeiter. Sinngemäß forderte er alle auf, dass die Kommunikation künftig auf dem kürzesten Weg erfolgen muss, der für die Erledigung der Aufgabe notwendig ist, und nicht über die Befehlskette.
“Jeder Manager, der versucht, die Kommunikation über die Befehlskette durchzusetzen, wird sich bald an einem anderen Ort wiederfinden“, meinte Musk abschließend. Rums, das saß. Tesla arbeitet heute mit kurzen Kommunikationswegen und ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen geworden.
Man kann kommunikativ sicherlich eine Menge lernen von Elon Musk.
Offene Kommunikation ohne Hierarchiekette
Die von Musk Befehlskette genannte Bremse in der Hierarchie muss ad acta gelegt werden. Heute muss es allen Mitarbeitern möglich sein, im Sinne ihrer Verantwortung und der Business-Strategie den direkten Weg der Kommunikation zu eröffnen. Erst mühsam zusammengeschusterte Briefings für die Führungskräfte und deren Führungskräfte in der Kette nach oben, bei denen eigentlich die Essenz des Problems nicht klar wird, ist wie das Stille-Post-Prinzip. Am Ende versteht niemand genau, was eigentlich das Problem ist. Es wird falsch entschieden oder gar nicht. Das Problem existiert munter weiter, weil die Hierarchie dessen Lösung bremste.
Solche Unzulänglichkeiten kosten Unternehmen extrem viel Geld. Deshalb lassen Sie offene Kommunikation zu. Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, direkt Kontakt aufzunehmen. Bei Accenture sagte damals mein Mentor: “speak up everytime” und traf damit ins Schwarze. Und reduzieren Sie das Cc-ing von E-Mails. Was bringen Ihnen dutzende oder gar hunderte E-Mails jeden Tag, bei denen nichts geklärt ist? So halten Sie Ihre Mitarbeiter zwar beschäftigt, die Produktivität und der Wertschöpfungsbeitrag erodieren allerdings dramatisch. Sie arbeiten in solchen Systemen übrigens in einem nicht erwachsenen Unternehmen mit niedrigem Reifegrad, hohem Anteil an Command & Control und Risikominimierung als Dogma.
Grundlage für ein gutes Team ist Vertrauen
Das überrascht Sie sicherlich. Viele Führungskräfte denken, dass hohe Fachlichkeit, Disziplin und harte Arbeit ein gutes Team ausmachen. Das ist falsch, Vertrauen ist die einzige Basis für ein gutes und erfolgreiches Team.
Geschlossene Teilsysteme mit eigener Logik innerhalb Ihres Unternehmen erhalten sich selbst
Sie dürfen die Sozialisierung nicht unterschätzen. Die ungeschriebenen Gesetze lernen neue Mitarbeiter in wenigen Tagen. Das sozial erwünschte Verhalten wird direkt übernommen. Simulieren Sie Arbeit (Kultur des Rumhockens ohne Resultatorientierung), lernen die neuen Mitarbeiter genau dies. Und jedes Team, jede Abteilung und jeder Bereich gibt die ungeschriebenen Gesetze weiter. Oftmals werden sogar Dinge toleriert, die eine Abmahnung verdienten. Da bleibt das alte Gesetz: “Kultur ist das gerade so noch tolerierte Verhalten, welches allgemein akzeptiert wird”. Und da gibt es leider breite Flure für allerlei Unschönes. Sie sollten sich die Frage stellen, was die Kernelemente für richtige Wertschöpfung und Innovationsfähigkeit sind. Der übergriffige Narzisst ist es auf jeden Fall nicht, der unbändige und eruptive Manager auch nicht, der Micromanager erst recht nicht.
Ein Team funktioniert nur ohne das toxische Arschloch, welches der typischer High-Performer mit seinem egozentrischen Verhalten eben ist. Er ist genau der Typus, dem andere nicht vertrauen. Der so immanent wichtige Faktor Vertrauen ist bei ihm nur äußerst gering vorhanden. Und genau um Vertrauen geht es. Allgemeingültig sind diese vier Komponenten, die Vertrauen ausmachen: Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Kompetenz, Nähe. Und sind entscheidend für Ihre Kultur!
Wir suchen Teamplayer! Teamplayer sind der Schlüssel für einen wachsenden Unternehmenserfolg. Sie brauchen den Coach, den Vermittler, den guten Buddy in Ihren Teams, der motiviert und mit gutem Rat zur Seite steht, der hilft, wenn Hilfe gebraucht wird. Nicht den eiskalten Gambler, der nur auf seine eigene Karriere aus ist. Mit dieser Söldnermentalität ruinieren Sie auch noch den verbliebenen Rest Ihrer vormals positiven Unternehmenskultur.
Lernen Sie Vertrauen. Vertrauen ist entscheidend für Produktivität und für beste Resultate. Vertrauen ist auch die Basis Ihrer Kommunikation. Kommunikation muss stets auf Augenhöhe, zeitgemäß, schnell und auf den Punkt erfolgen.
Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.
Beste Grüße
Ihr Marcus K. Reif