Weiterhin Engagement um Talente
Nach der Krise ist vor der Krise? Naja, zumindest nicht bei den großen Beratungshäusern. In diesem Jahr stellen die Unternehmensberatungen wieder im großen Stil neue Kräfte ein. Der Hang zu Akademikern ist evident. Ob Accenture, Capgemini oder auch Siemens – alle suchen händeringend IT-Berater, Software-Entwickler und SAP-Experten. Selbst die klassischen Strategieberatungen wittern Morgenluft und rücken ihre Recruitingziele leicht nach oben. Alles in allem stehen die Zeichen auf Aufbruch.
Die Geschäftsentwicklung der letzten Monate verlief sehr Technologie-nah, was für Konsolidierung und Neuaufstellung steht. IT-Projekte stehen unter der Überschrift, dass die Eigenleistungs-Tiefe bei den Unternehmen systematisch reduziert wird. Innovative Projekte, neue Markterschließungen und Produktneuheiten gehen einher mit Beratungsleistung der Strategie-Beratungen – hier war in den letzten Monaten eher weniger Geschäft zu vermelden.
Für mich ist das Buch von Ed Michaels “War for Talents” seit 1996 die Lektüre schlechthin für den immer enger und knapper werdenden Markt der hervorragend ausgebildeten Fachkräfte. Möchte aber diese Metapher des Bemühens um Talente nicht überstrapazieren …
A.T. Kearney lässt Booz abblitzen
Zu der Planung hatte ich am 5. Juni einen Beitrag verfasst (Booz & Comp. möchte AT Kearney kaufen – Blick auf die Unternehmensberatungen). Nun lese ich heute, dass A.T. Kearney den Deal platzen lässt. Ob das mit der oben beschriebenen Aufbruchstimmung korreliert, kann ich nicht sagen. Wäre aber naheliegend, wenn die Zwänge und Not einer Konsolidierung durch gute Aussichten bei einer wirtschaftlichen Belebung dann doch lösbarer erscheinen.
Wie die FTD berichtet (A.T. Kearney lässt Booz abblitzen), gab es “mehr Trennendes als Verbindendes”.
Auch interessant dabei ist, dass nach dem Verkauf der US-Sparte Booz Allen Hamilton an den Finanzinvestor Carlyle die Restfirma unter Banerji die Marke nur noch zeitlich begrenzt nutzen darf. In der FTD wird der Zeitraum von 10 Jahren genannt. Ein Namenswechsel hat signifikante Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Leistungsfähigkeit einer Beratung, wie man am Beispiel vieler Spin-offs sehen kann, wo die gleichen Köpfe handeln, aber das Geschäft nicht so recht in Schwung kommt. Markenbildung ist Vertrauensbildung! Die Fusion der beiden Beratungen wäre sicherlich zu einem guten Ergebnis für beide gekommen als neue Nr. 3 (nach Umsatz betrachtet).
Beste Grüße
Marcus Reif