Die Rekrutierung wird in vielen Unternehmen verkannt und weiland sehr operativ betrachtet. Von der ursprünglich eher strategischen Perspektive ist in den Unternehmen wenig geblieben. Werfen wir mal einen kurzen Blick auf das Thema, denn Recruiting wird missbraucht und zweckentfremdet:
Recruiting wird missbraucht …
… und zwar als operative Ausgleichsfunktion schlechter Unternehmenskultur und daraus folgender hoher Fluktuation!
Bedürfnisse der Generationen
Statistisch gesehen arbeiten heute schon rund 30 % aus der Generation Y in Deutschlands Unternehmen. Bei Professional-Services mit ihrem pyramidalen Workforce-Konzept sind es heute schon 2/3. So gesehen ist keine Unterhaltung über die Bedürfnisse dieser Generation und der darauf folgenden Gen Z Zukunftsmusik, sondern ganz reale Arbeitspolitik.
Viel wird geschrieben über die Gen Y. Auch auf meinem Blog finden Sie eine Menge Beiträge zur Gen Y. Die Generation entstammt aus guten Häusern, aufgewachsen im Wohlstand und eingebettet in eine Vollkaskogesellschaft. Bestens schulisch ausgebildet, top akademisch qualifiziert, bewandert in einer engrenzten und digitalen Welt. Da ist es doch nicht überraschend, dass die Köder meiner Generation – Status, Geld, Einfluss – nicht mehr ziehen. Heute sind die Treiber Mitsprache und Mitbestimmung, gehört werden, Mehrwert schaffen, Flexibilität leben und flexibel arbeiten,
Das fordern die Nachwuchskräfte heute sehr selbstbewusst ein. Und sind wir mal ehrlich, unsere Generation findet diese Wünsche doch auch super. Im Homeoffice zu arbeiten, mehr Qualitätszeit für die Familie haben, weniger Input-orientiert bewertet werden, mehr nach dem Sinn der Arbeit fragen. Alles klasse Sachen, die ich selbst sehr schätze. Deshalb lebe ich diese Werte vor! Anwesenheit verwechsle ich nicht mehr mit Leistung!
Der Absolvent von heute
In der Persönlichkeit erlebe ich sehr inspirierende, neugierige Absolventen, die sehr heterogen sind. Ihre Abschlüsse hingegen sind sehr homogen und lassen sich valide nicht mehr voneinander unterscheiden. So wundert es auch nicht, dass die 2.000 Mitgliedsunternehmen im DIHK den Bachelor-Absolventen “mangelhaft ausgeprägte fachliche und methodische Kompetenzen” bescheinigen. Zitiert wird hier der Stellv. Hauptgeschäftsführer des DIHK, Achim Dercks, bei einer Konferenz der Uni Erfurt. Die F.A.Z. beschrieb den Absolvent von heute in einem Artikel vom 18. Juni 2015 mit dem Aspekt: “Das wird die Inflation der Bestnoten weiter steigern, obwohl es längst Hinweise darauf gibt, dass die Fähigkeiten von Bachelor-Absolventen keineswegs durch die tatsächlich erreichten Zertifikate gedeckt sind.” Gute Feststellung, denn dies ist Teil, aber nicht Kern der Kritik. Kern der Kritik ist die mangelnde Praxiserfahrung. Die Absolventen aus dem Bachelor sind verglichen mit den Diplom-Absolventen jüngeren Lebensalters, haben keine Wehrpflicht und keinen Ersatzdienst geleistet, haben durchschn. sechs Semester Bachelor hinter sich und wenig Praktika, i. d. R. zwischen den Semestern. Das sind andere Absolventenbiografien als die Führungskräfte von heute selbst vorzeigen können.
Mehr Praxiserfahrung ist aus meiner Sicht ein sinnvoller und nötiger Bestandteil der Biografie, deshalb mein Appell hierzu, betitelte mit “seid relevant!“.
Because freakin’ miracle worker is not a title, therefore we call them Recruiter
— Marcus K. Reif (@marcusreif) 17. Juli 2015
Beste Grüße
Marcus Reif
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