Zwei Effekte werden durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung entstehen. Zum einen werden neue Jobs entstehen und bisherige wegfallen, zum anderen wird für nahezu jeden Bereich im Unternehmen die künstliche Intelligenz intensiver Einzug halten. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat bereits 2019 eine Studie durchgeführt, um den Einsatz künstlicher Intelligenz in Unternehmen zu untersuchen. Die Ergebnisse in Kurzform sind auf der Webseite (Studie zum Einsatz künstlicher Intelligenz in Unternehmen) veröffentlicht. Schauen wir uns das mal an.
Fangen wir mal mit der Politik an. Der Arbeitsminister Hubertus Heil – die meisten wissen nicht mal, wer genau das ist – möchte ein Gesetz beschließen lassen, um das Recht auf Homeoffice durchzusetzen. Prägnanter kann man gar nicht seine ganze Unkenntnis über die Arbeitsrealität in den Büros kundtun. Gut, wo soll es auch herkommen, wenn man schon mit 26 Jahren in den Bundestag gewählt wurde. Hier trifft auch der ironische Dreiklang aus Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal zu.
Die Arbeitswelt verändert sich. Natürlich verändert sie sich schneller als zur Zeit der Industrialisierung. Die Arbeitszeit wurde auf die hellen Stunden des Tages gelegt, die Elektrifizierung sorgte für Schichtsysteme. Ungefähr dort, wo die Arbeit vor 80-90 Jahren stattfand, steht auch die Politik mit ihrer Regelung. Meist immer weit am Thema vorbei. Die Arbeitswelt mit dem Kürzel 4.0 beschreibt die vernetzte Digitalisierung und Flexibilisierung von Arbeitsort, Arbeitszeit und die agilere Arbeitsorganisation mit moderner Führung (transformational) und entsprechender Handlungsfreiheit und Selbststeuerung der Mitarbeiter, so wird die Arbeitswelt 5.0 mit intelligenter Assistenz, lernenden Robos und benutzeroptimierten Informationen bereichert. “Smart” ist der Begriff, der über allem steht. Wir befinden uns mitten in der Evolution von der wenig intelligenten Automatisierung hin zur mitdenkenden smarten künstlichen Intelligenz.
Arbeitswelt 5.0
Ob das nun klug ist oder nicht, sich durch die Versionen der Arbeitswelt zu deklinieren, sehe ich skeptisch. Natürlich braucht jede Epoche und jede Veränderung auch einen Begriff. Doch gefühlt hängen wir in der Arbeitswelt 2.0, um nun über 5.0 zu sprechen? Ich bin noch skeptisch. Sicher ist aber, dass die künstliche Intelligenz die Arbeitswelt sehr stark und nachhaltig verändern wird. So ziemlich jeder Job wird sich verändern. Im Mai 2021 waren noch 2,687 Mio. Menschen ohne Job, das entspricht rund 84.000 weniger als im April und 126.000 weniger als im Mai des Vorjahres. Die Arbeitslosigkeit ist damit deutlich zurückgegangen, auf eine Arbeitslosenquote von 5,9 %. Doch nichts wird wie früher sein.
Sicherlich hat die Pandemie etliche Verkrustungen aufgebrochen und manche Digitalisierungsmaßnahme höher auf der Agenda priorisiert, als das manche Entscheider gerne gehabt hätten. Und mit vielen dieser kleinen Maßnahmen kam auch eine durch die Lockdowns vorgenommene Weiterentwicklung der Arbeitsorganisation. Homeoffice ist ja nur eines der Schlagwörter, erlebt haben wir aber das Pandemie-Office. Sicherlich lässt sich die neue Normalität nicht mehr vollständig auf die alten Konformitäten zurückführen. Die Mitarbeiter kommen nicht mehr 5 Tage die Woche mit 10 Stunden Arbeitszeit am Tag zurück ins Office. Und wenn Führungskräfte das wünschen, treiben sie die Mitarbeiter nur in die Kündigung. Die Arbeit von woanders führte zur Erkenntnis, dass Arbeit nicht mehr der Ort ist, zu dem ich gehe, sondern ist das, was ich tue. Im Grunde ist das ein weitreichender Mindchange, weniger eine neue Form der Arbeit. Der Mindchange bleibt.
Arbeitswelt 5.0: Einsatz künstlicher Intelligenz in Unternehmen: Arbeit nicht mehr der Ort ist, zu dem ich gehe, sondern ist das, was ich tue. Share on XDas Arbeiten in starren Strukturen, alten Führungsphilosophien, mit ausgeprägter Präsenzorientierung und bedingungsloser Inputorientierung sind aus der Zeit gefallen. Vermutlich nicht wenige Unternehmen hätten gerne noch so weitergemacht, aber das geht einfach nicht mehr. In der neuen Normalität wird es eine noch stärkere Vermischung aus Arbeit und Freizeit geben, allerdings im positiven Sinn. Wir erleben heute schon eine Entgrenzung der strikten Arbeitszeit zu Gunsten anderer Verpflichtungen. Wir kommen sicherlich nicht direkt zu einer mehrheitlich am Output orientierten Arbeitsgestaltung. Dazu schließen wir immer noch Arbeitsverträge aus Geld gegen Zeit ab. Aber der Trend geht dorthin, dass die Arbeitsprozesse mehr integral in die Lebensführung eingebunden sein werden, was die Grenzen aus Arbeit und Freizeit verschwimmen lassen wird.
Digitalisierung – und dafür stand das Kürzel “Industrie 4.0 – hat wenig mit künstlicher Intelligenz zu tun. Nur, weil das vorgestern beschriebene Formular aus Papier gestern dann eine E-Mail und heute ein System mit automatischer Dateneingabe, -bearbeitung und -ausgabe ist, haben sich im Kern die Jobs nur wenig verändert. Mit künstlicher Intelligenz bleibt kein Stein auf dem anderen und das ist gut so! Es geht um das Miteinander von Mensch und Maschine.
Für viele ist KI eine abstrakte Form von irgendwas. Manche denken an den Terminator oder HAL 9000. Aber nein, der Gardena-Mähroboter, der mit dem Bodensensor korrespondiert und bei Regen eben nicht mäht, nicht in der Nacht, sondern in den Morgenstunden, der einem logischen Programm auf verschiedenen Variablen folgt. Das ist bereits eine normale und heute etablierte KI. Andere Beispiele, die in Ihrem Alltag vorkommen, sind u. a. Sprachassistenten, Smart Home, assistiertes Fahren, Navigation mit Berücksichtigung des aktuellen Verkehrs und vieles mehr. Und es geht natürlich noch komplexer.
Bedenken der Mitarbeiterschaft
Das ifaa identifiziert vier Kernbefürchtungen seitens der Beschäftigten, mit welchen sich Unternehmen bei der Einführung von KI-Anwendungen auseinandersetzen sollten:
- Angst vor Missbrauch persönlicher Daten (Datenschutz, Durchsichtigkeit der Person),
- Angst im Umgang mit KI (Scheitern, „nicht qualifiziert sein“),
- KI als undurchsichtige Black-Box sowie
- Angst vor Jobverlust
Das sind natürlich recht konkrete Bedenken. Das lässt sich nur mit Offenheit und Transparenz lösen. Sie brauchen ein Ziel mit einer Vision, dazu gute Argumente, weshalb jemand die Reise mitmachen sollte und was das konkret für den Mitarbeiter und ihren/seinen Job bedeutet.
Schauen wir noch mal auf eine Auswertung aus der Studie, welche arbeitsbezogenen Auswirkung die KI im Unternehmen haben könnte:
Da gibt es sehr gute Elemente, die man in die vorgenannte Storyline einbauen kann. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. Denn 70 % aller Change-Projekte scheitern. Wieso? Lesen Sie gerne hier: Digitale Transformation – Wie lässt sich der Change in der Digitalisierung erfolgreich meistern?
Beste Grüße
Ihr Marcus K. Reif
Vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag. Gegen Ende schreiben Sie „ Schauen wir noch mal auf eine Auswertung aus der Studie, welche arbeitsbezogenen Auswirkung die KI im Unternehmen haben wird:“
Die folgende Darstellung bezieht sich allerdings nicht auf sicher eintretende Auswirkungen von KI in Unternehmen, sondern um erwarteten Auswirkungen aus Sicht der Befragten.
Sie haben Recht, habe die Einleitung neu formuliert. Danke fürs Feedback.