Heute war die Pressekonferenz von Ministerpräsident Volker Bouffier zum Thema Fluglärm. Präsentiert wurde die “Allianz für Lärmschutz” mit einigen doch überraschenden Ergebnissen. Im ersten Wurf hatte ich nicht erwartet, dass es so umfangreich werden wird. In Summe stehen nun 335 Mio. Euro im Topf zur Reduzierung der Lärmsituation. Auch ist die Summe an einzelnen Maßnahmen durchaus lobenswert. Beim Gespräch letzte Woche bei der Fraport konnten wir Flörsheimer Kommunalpolitiker schon ein Gefühl dafür bekommen, an was grob gearbeitet wird. Der Fonds und das Casa-Programm hilft direkt, wenn Menschen ihre Heimat verlassen wollen. Ich glaube, die meisten wollen nicht. Sie kämpfen und protestieren ja gerade für den Erhalt ihrer Heimat. Die Ausflottung und die Umstellung auf das modernste Fluggerät finde ich bemerkenswert. Ab Herbst gilt dann auch die Südumfliegung, da noch ein Funkfeuer bei Nauheim fehlt. Das wird man hier in der Region wahrnehmen, allerdings nicht bei Ostwetterlage.
Hatte hierzu der Presse gegenüber erklärt:
Jeder Schritt auf die Betroffenen zu ist richtig, deshalb ist das Paket der Allianz für Lärmschutz richtig. Dennoch bleibt die Frage offen, wie bei dieser Lärmbelastung eine gute und vor allem ruhige Zukunft möglich ist. Die Erweiterung des Nachtflugverbots muss kommen in der Zeit von 22-6 Uhr und der Lärm muss auch am Tag massiv geringer werden. Hier wartet noch viel Arbeit auf die Landespolitik. Viele Flörsheimer wollen in ihrer Heimat bleiben und ein ruhiges Leben führen. Die Nordwestlandebahn und die Lärmsituation gerade in Flörsheim reißen uns die Wurzeln aus! Da kann Geld nicht alle Wunden heilen.
Hier mal die sicherlich unvollständige Auflistung der Maßnahmen:
Vereinbarte Maßnahmen
- Ausweitung des Casa-Programms
- Gründung eines Regionalfonds für Zuschüsse und zur Finanzierung von passivem Schallschutz in privaten und öffentlichen Einrichtungen
- vorgezogene Ausflottung der lärmintensiven Maschinen des Typs B737 (und Beschaffung von modern und lärmreduzierteren Fluggeräten)
- Modifikation A320
- Forschungsprojekt zur Reduzierung von Bodenlärm
- CDO-Anflug (Continuous Descent Operations) – kontinuierliches Sinkflugverfahren
- Anhebung der Flughöhen beim südlichen und nördlichen Gegenanflug (wirkt auch auf Starts)
- DROPs early morning (Dedicated runway operations) – bevorzugte Nutzung bestimmter Landebahnen für Starts oder Landungen
- Monitoring
- Anhebung Überflughöhe Offenbach Ost
- Anhebung Anflugwinkel von 3,0 auf 3,2 Grad
- Anhebung Zwischenanflughöhe
- stärkere Spreizung der Lärmentgelte
- Point-Merge-Verfahren (trichterförmiger Anflug um bewohnte Gebiete herum)
- Verlängerung Endanflug zur Entlastung der Wohngebiete
zu prüfende Maßnahmen
- reduzierte Nutzung der Flugroute “07 kurz” und Verlagerung auf “07 lang”
- zeitliche Ausdehnung Segmented Approach (Kurvenanflug um bewohnte Gebiete herum)
- Segmented Approach ILS (präzisionsgeführter Kurvenanflug über Instrumentenlandesystem um bewohnte Gebiete herum)
- Optimierung Flugroute “König kurz”
- Einführung Flugroute “07 Nord neu”
- weitere Lärmreduzierung bei Abflügen
- Einführung GBAS (Ground Based Augmentation System) – bodengestütztes Satellitennavigationssystems GPS zur Verbesserung der Anflüge
Für Flörsheim – meine Heimatstadt – sind das allerdings nur marginale Maßnahmen. Sachlich ausgedrückt, bleiben wir im Dissens. Faktisch ausgedrückt liegt Flörsheim innerhalb der 12 nautischen Meilen, in denen die meisten der aktiven Schallschutzmaßnahmen nicht wirken können, da der Anflug direkt auf die Landebahn erfolgen muss.
Höchster Kreisblatt vom 29.02.2012
Dazu gab es im Höchster Kreisblatt von heute einen Artikel. Ich wurde gestern dazu interviewt, konnte ergo auf die Details des Konzepts der Allianz für Lärmschutz nicht eingehen, da nicht bekannt.
Dokumente zum Download
Beste Grüße
Marcus Reif