Seit Jahren wird darüber philosophiert, wo denn die Zukunft der Online-Stellenmärkte, die Zukunft des E-Recruitings liegt. Ob es, wie die Vergangenheit es zu oft zeigte, bei Verlagen ist, bei Personaldienstleistern oder am Beispiel xing.com bei einem sozialen Netzwerk zu sein scheint. Fakt ist, Content ist weiterhin König. Ohne die richtigen Stellenanzeigen und ohne ordentlich Traffic, wird es keine veritablen Geschäftsmodelle und Erlöse geben. Ich schaue ja ziemlich skeptisch auf einige neuen Online-Stellenmärkte, die in meiner Budgetplanung auch keinen Euro abbekommen. Glaube nicht mehr daran, dass die Modelle nach “alter Schule” – also das Bezahlen der Stellenanzeigenschaltung – noch zeitgemäß sind. Das funktioniert derzeit nur noch viel zu gut, weil den meisten Unternehmen andere Optionen, echte Alternativen oder letzten Endes die Fantasie für neue Wege fehlen. Mit anderen Optionen meine ich natürlich auch das ressourcenintensive Sourcing innerhalb sozialer Netzwerke.
Habe mir mal spaßeshalber bei Google-Trends den Suchindex angeschaut mit Vergleich Spiegel.de, Monster.de, Stepstone.de und xing.com. Careerbuilder.de spielt noch keine Rolle.
Aus dieser Perspektive betrachtet ist es strategisch der richtige Weg – allerdings alte Schule -, sich einen Content-Partner zu suchen, der viel Traffic generiert. Und irgendwie fallen immer ausreichend Brosamen für Online-Stellenmärkte auf Nachrichtenportalen ab. Aber welche biografische Qualität prospektiver Mitarbeiter als Bewerber fallen für die Unternehmenskunden hier ab? Gemessen an dem, was ich beruflich verfolge, ist das stark gesunken. Der Trend, die potenziellen Bewerber dort anzusprechen, wo sie sich “entertainen” lassen, ist weiterhin stark zunehmend. Ich habe mir dann mal den gleichen Trend wie oben beschrieben angeschaut, allerdings ergänzt durch das in den letzten vier Monaten am stärksten wachsende soziale Netzwerk in Deutschland – Facebook.de.
Erstaunlich deutlich wird, wie schnell das Paradebeispiel für exzellenten Content – Spiegel.de – von Facebook.de überholt wird. Die Zeiträume sind in der Betrachtung identisch (Kalenderjahr 2009). Fakt ist also, dass die Anzahl des Traffics von den sozialen Netzwerken deutlich größer wächst, als dieser auf redaktionellen Seiten. Dies führt unweigerlich zu einer Verschiebung der Nutzungszeiten der beiden Gruppen. Der nutzergenerierte Content auf Facebook.de zum Beispiel kommt vom Umfang her schon nah an Spiegel.de ran – zumindest quantitativ. Wenn nach alter Schule “Content King ist”, müsste dies zum Umdenken bei Unternehmen führen, mehr Social-Media-Sourcing zu betreiben. Und da sind wir wieder bei dem Punkt meiner Einleitung. Social-Media-Sourcing ist sehr ressourcenintensiv und erfordert klar strukturierte Prozesse und natürlich für die Übergangszeit der Schwerpunkte zusätzliches Budget. Das ist derzeit meines Erachtens nach einer der wesentlichen Gründe, weshalb an der alten Schule “Stellenanzeigen im Internet schalten” festgehalten wird.
Der Trend des “social sourcings”, der aus den USA zu uns schwappt, wird auch in Deutschland verstärkt zunehmen. Beruflich beschäftige ich mich seit einigen Monaten mit dem Thema. Das wird deutlich trendiger werden, als das mittlerweile mehr als tote SecondLife. Freue mich übrigens sehr, dass ich einige Trends verschlafen habe. Ob SecondLife oder Poken, beides fehlt mir aktuell noch nicht ;-)
Sobald da mehr zu Social-Media-Sourcing zu erzählen ist, tue ich dies. Bis dahin sieht man sich auf Facebook.
Beste Grüße
Marcus Reif
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