BESTE ARBEITGEBER
Von Airbus bis Sparkasse – mit Digitalsprech und Kulturwandel kämpfen Unternehmen um Talente. Doch was sind die Versprechen wert? mm hat den Realitätstest gemacht.
Zurückhaltend formuliert, stellt sich die Zielgruppe der G-Klasse recht divers dar: Irgendwo zwischen schwäbischem Förster und arabischem Scheich, dazwischen Mesut Özil. „Marketingtechnisch ein Spagat, aber seit Jahrzehnten ein Erfolg“, sagt Michael Bernhardt nicht ohne Stolz. Der 27-Jährige arbeitet im Produktmanagement für das Trumm auf Rädern; nach Abitur, freiwilligem sozialem Jahr und Internationaler Betriebswirtschaft sein Traumjob. Ein Produkt „muss Emotionen wecken“, sagt er, sein Vater fuhr E-Klasse, Mercedes begeisterte ihn schon als Kind.
Lesen Sie gerne wieder im aktuellen Manager-Magazin 5/2016. Nachfolgend nur der Textauszug mit meinen Zitaten!
Beate Kram (25), frisch vom Trainee zum Assistant aufgestiegen, ist mit den Umgangsformen bei EY zufrieden: „Ich frage häufig nach Feedback, und die Reaktionen sind immer positiv.“ Die Wirtschaftsjuristin mit Praktika bei Siemens und PwC wollte schon nach der ersten Infoveranstaltung im Studium in die Wirtschaftsprüfung. EY bekam den Zuschlag, weil Kram in diversen Praktika die Firmenkultur schätzen gelernt hatte: „Immer ansprechbar, locker und freundlich, Hierarchien werden nicht so streng gelebt.“
Genau das Klima also, das Ypsiloner so mögen und an dem EY seit einiger Zeit werkelt. Ziel: Die Sinnsehnsucht der Jungen abholen, Wappenspruch: „Building a better working world“. Flexibles Arbeiten, der Fokus auf Output statt Input, keine Präsenzkultur mehr. Im Employer Branding stellt EY diese Errungenschaften gern in den Vordergrund – durchaus bewusst. Recruitingleiter Marcus Reif will damit auch intern die Kultur verändern. Motto: Wir wollen so werden, wie wir uns geben. Mehr Augenhöhe, weniger Hierarchie. Das ist dringend nötig, denn Image und Realität klaffen in kaum einer Branche so stark auseinander wie bei den Wirtschaftsprüfern. „EY und andere sind typische Karrieresprungbretter“, sagt Trendence-Experte Koch. Für viele seien klassische Berater nach einigen Jahren attraktiver. Unter den fünf Firmen, bei denen die Urteile von Absolventen und Young Professionals am stärksten abweichen, sind drei große Wirtschaftsprüfer.
Besonders krass ist die Ernüchterung bei Karriere und Gehaltsentwicklung. Kein Wunder, dass die klassischen Berater McKinsey und BCG bei den Gestandeneren beliebter sind. Altbacken, konservativ – Recruitingexperte Reif kennt die Vorurteile und weiß, dass sie immer schwerer wiegen: „In den vergangenen zehn Jahren ist die Attraktivität der Wirtschaftsprüfer um zwei Drittel gesunken.“ Seine Lösung: mehr Duzen statt Siezen, mehr Augenhöhe statt Hierarchie, irgendwie mehr Consulting-Style. Das aber sollte auch im Alltag überzeugen. Wer nur unkonventionell tut, hat als Arbeitgeber keine Chance bei den Talenten. Die Kommentare auf Kununu, Xing oder Linkedin weisen alle in die gleiche Richtung: Strategien, Unternehmensleitsätze, Werte – alles gut und schön. Entscheidend ist, was der Chef macht. Pfeift der auf die schöne neue digitale Welt, nützt alles Employer Branding nichts. Der Wunsch mag der Vater des Gedanken sein. Die Wirklichkeit definieren seine Kinder.
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EY ist übrigens auf Platz 12 ;)
Beste Grüße
Marcus Reif