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Gute Perspektiven: Acht von zehn Studenten sind mit ihrer Situation zufrieden

Gute Stimmung an den Hochschulen: Acht von zehn Studenten in Deutschland sind mit ihrer privaten und finanziellen Situation zufrieden – und mit ihren Berufschancen. Wichtig ist ihnen vor allem das private Umfeld – oberste Priorität genießt die Familie. Für fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) ist die Familie besonders wichtig. Freunde sind für 61 Prozent ein zentraler Bestandteil des eigenen Lebens. Andere Lebensbereiche rangieren deutlich hinter dem Privatleben: Ein hoher Lebensstandard ist nur jedem fünften Studenten (22 Prozent) besonders wichtig, Hobbys und Sport spielen für 17 Prozent eine besonders große Rolle, der berufliche Aufstieg gerade einmal für 15 Prozent. Ehrenamtliches Engagement hat sogar nur für 7 Prozent der Studenten hohe Priorität. 

Auch bei der Studien- und Berufswahl stehen private Belange im Vordergrund: Ihr Studienfach haben die Studenten vor allem aufgrund ihrer persönlichen Interessen und Hobbys gewählt – bei ihrem späteren Arbeitgeber achten sie vor allem auf Jobsicherheit, ein gutes Gehalt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenig interessant sind hingegen Erfolg und Innovationskraft des Unternehmens, internationale Arbeitsmöglichkeiten und Zusatzleistungen wie eine Unterstützung bei der Altersvorsorge oder ein Dienstwagen.

  • „Jeder Fünfte äußert sich sogar rundum positiv
  • „Familie und Freunde deutlich wichtiger als Wohlstand, Hobbys und Karriere
  • „Eigene Eltern größtes Vorbild – bei prominenten Vorbildern Angela Merkel auf Platz 1
  • „Studenten rechnen mit leichtem Berufseinstieg
  • „Praktika und Kontakte wichtiger als gute Noten
  • „Sichere Jobs, gute Gehälter, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das erhoffen sich Studenten von ihrem künftigen Arbeitgeber

Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden im März 2014 deutschlandweit rund 4.300 Studenten befragt.

„Privates steht für viele Studenten heute an erster Stelle“, sagt Ana-Cristina Grohnert, Managing Partner bei EY. „Beruf, Karriere und Wohlstand sind zwar weiterhin von Bedeutung. Aber diese Themen müssen mit dem Privatleben gut vereinbar sein – und sich im Zweifelsfall familiären Belangen unterordnen. Familie und Freunde für die Karriere zu vernachlässigen, kommt heute nur noch für wenige junge Menschen infrage. Mit ihrer Ausbildung und vor ihrem finanziellen und sozialen Hintergrund sind die meisten Studenten schließlich auch gut aufgestellt, da steht die Karriere nicht mehr an oberster Stelle.“

Vorbild Eltern – und Angela Merkel

Auch ihre Vorbilder suchen sich Studenten vor allem im privaten Umfeld. Fast drei von zehn Befragten (29 Prozent) nennen eines oder beide Elternteile als Vorbilder; Freunde oder der eigene Partner werden von 7 Prozent als Vorbild genannt. Und auch von den eigenen Professoren und Dozenten an den Hochschulen haben viele Studenten eine hohe Meinung – hier finden immerhin 5 Prozent ein persönliches Vorbild.

Personen des öffentlichen Lebens werden von den Studenten seltener als Vorbild genannt. In der Rangliste der Prominenten liegt Angela Merkel mit Abstand auf Rang 1 – 4 Prozent bezeichnen die Bundeskanzlerin als Vorbild –, gefolgt von Nelson Mandela. Auf Platz 3 und 4 finden sich zwei Pioniere des digitalen Zeitalters, Bill Gates und Steve Jobs. Außerdem kann sich Barack Obama in den Top 5 platzieren.

„Prominente aus Politik und Gesellschaft spielen heute für Studenten bei Weitem nicht mehr die Rolle wie noch vor wenigen Jahrzehnten“, bemerkt Grohnert. „Das hat zum einen gesellschaftspolitische Gründe – so gibt es zu vielen wichtigen Themen heute einen breiten gesellschaftlichen Konsens. Zudem werden die Lebensentwürfe immer individueller. Da ist es nicht weiter erstaunlich, dass sich die Studenten an Vorbildern orientieren, die sie privat gut kennen, und nicht an Prominenten, die exemplarisch für eine gesellschaftliche Strömung stehen.“

Obgleich nur 7 Prozent der Studenten gesellschaftliches Engagement als wichtigen Teil ihres Lebens ansehen, haben gesellschaftspolitische Themen für sie durchaus Relevanz: Wichtig ist vielen Studenten vor allem der Schutz der Menschenrechte (45 Prozent) sowie der Umwelt- und Klimaschutz (33 Prozent). Für 31 Prozent ist außerdem die soziale Gerechtigkeit in Deutschland von besonderem Interesse.

Studenten sehen gute Berufschancen

Auch bei der Wahl ihres Studienfachs lassen sich die Studenten in Deutschland weitgehend von ihren privaten Interessen leiten. Für 58 Prozent war ihr persönliches Hobby ein entscheidendes Motiv bei der Fächerwahl, gute Berufsaussichten spielten für 44 Prozent eine große Rolle. Gute Gehälter und Karrierechancen bezeichnet nur jeder Dritte als sehr wichtiges Argument bei der Studienfachwahl.

Dieses Selbstbewusstsein gründet wohl nicht zuletzt darauf, dass die Studenten sich kaum Sorgen um ihre Zukunft machen: 83 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, nach dem Studium schnell einen adäquaten Job zu finden.

„Die Wirtschaft läuft gut und die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist so niedrig wie lange nicht mehr. Kein Wunder, dass die Studierenden optimistisch in die Zukunft blicken – zumal sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt angesichts von Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung sogar noch verbessern dürften.“

Kontakte wichtiger als gute Noten

Um die Arbeitgeber in spe zu überzeugen, setzen die Studenten auf Praktika und Kontakte – 71 bzw. 65 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass diese Kriterien eine essenzielle Rolle für die Karriere spielen. Gute Noten und Auslandserfahrung stehen nach Meinung der Studenten weniger im Fokus – noch nicht einmal jeder Dritte (32 bzw. 30 Prozent) hält dieses Kriterium für sehr wichtig.

„Praktika und Werkstudentenjobs öffnen viele Türen in die spätere Berufswelt – und die Studenten haben dann bereits eine solide Vorstellung davon, was sie wollen und können. Diese hohe Praxisorientierung ist auch für Unternehmen ein gutes Zeichen“, lobt Grohnert. „Allerdings sollten gute Noten und Auslandserfahrung darüber nicht vernachlässigt werden – gerade bei besonders begehrten Stellen sind diese Kriterien oft das Zünglein an der Waage.“

Arbeitgeber sollen sichere Jobs bieten

Umgekehrt haben auch die Studenten genaue Vorstellungen davon, was ihnen ein guter Arbeitgeber bieten sollte. Zunächst einmal wünschen sie sich eine solide Stelle – ein sicherer Job ist für mehr als sechs von zehn Studenten (61 Prozent) ein wichtiges Entscheidungskriterium, dicht gefolgt von einem guten Gehalt und der Möglichkeit von Gehaltssteigerungen (59 Prozent). An dritter Stelle folgt bereits die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die für 57 Prozent der Studenten ein Kernkriterium bei der Auswahl des Arbeitgebers ist. Auch flexible Arbeitszeiten generell spielen für viele Studenten eine entscheidende Rolle (41 Prozent).

Im Arbeitsalltag wünschen sich die Studenten außerdem einen guten Führungsstil und eine ausgeprägte Feedback-Kultur – diese Faktoren sind 64 bzw. 42 Prozent der Befragten sehr wichtig. Die Möglichkeit zur Weiterbildung im Unternehmen steht bei 59 Prozent der Befragten weit oben auf der Wunschliste. Materielle Zusatzleistungen wie Smartphones oder Ermäßigungen beispielsweise für Fitness-Studios sind hingegen nur für 14 Prozent entscheidend.

„Kleinere Extras sind für Studenten ein Nice-to-have – ein sicherer Job und ein ordentliches Gehalt sind hingegen für viele Standard“, sagt Grohnert. „Und die Studenten achten bereits vor ihrem Berufseinstieg auf flexible Arbeitszeiten. Auch wenn die meisten von ihnen noch keine Kinder haben und vielleicht auch erst in mehreren Jahren eine Familie gründen – das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist sehr präsent und entscheidend für das Image eines Arbeitgebers. Auch hier sind die Studenten nicht bereit, für ihren Beruf im Privaten Abstriche zu machen – und zum Glück stellen viele Unternehmen sie gar nicht erst vor diese Entscheidung.“

Das wäre aus Unternehmenssicht auch nicht klug: Schließlich sind die Studenten durchaus wechselfreudig, die Bindung an den ersten Arbeitgeber ist gering. So wollen zwei Drittel der Studenten maximal vier Jahre bei ihrem ersten Arbeitgeber bleiben – eine Zugehörigkeit von über zehn Jahren ist lediglich für jeden Zehnten realistisch.

Die Studie zusammengefasst:

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