Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Wie fängt man einen Beitrag im Blog an über die deutsche gelebte Rechtschreibung? Reformen sind das eine, daran halten ist die Realität und beides muss nicht zwingend deckungsgleich sein. Ich lese viele E-Mails, Briefe und Texte. Gerade das soziale Netzwerk Facebook offenbart das ein oder andere Bonmot zur angewandten Rechtschreibung. Das soll jetzt nicht nach Kulturpessimismus klingen, aber bedenklich ist das schon.

Schauen wir mal auf ein paar Erkenntnisse (meine) der letzten Wochen. Ich möchte gar nicht so vehement auf englische Kunstworte eingehen, die oft fälschlicherweise als Anglizismen bezeichnet werden, sondern eher auf im Alltag unsinnig angewandte Wortneuschöpfungen. Ein Besuch bei Starbucks kann da sehr erhellend sein. Ein ganz normaler Vanillekaffee heißt dort “Vanilla Latte to go”. Bei der Deutschen Bahn gibt es Neologismen, die englisch anmutend kein Engländer je verstehen würde. Service-Point, Rail-and-Fly usw. Bei Rail-and-Fly ist das besonders Lustige, dass es übersetzt “fluche und fliege” heißt. Wenn das nicht eine nette und überaus passende Analogie ist ;-). Die “Schiene” gibt ja genügend Anlass für Fluchereien.

Die Satzzeichen werden schnell zur Herausforderung. Komma-Setzung ist leider mittlerweile eine Disziplin, die nicht mehr jeder beherrscht. Der Bindestrich hingegen scheint das aussterbende Zeichen zu sein, dafür wird das Apostroph inflationär in Worte und Sätze gestreut. Auch dort, wo es gar nicht hingehört.

Kollaboration
Wer mit wem gerade kollaboriert, ist für viele täglich Brot. Hier ist allerdings kein Hintertreiben gemeint, sondern zusammenarbeit. Und die Zusammenarbeit ist richtig übersetzt die Kollektivarbeit, aber eben nicht die Kollaboration.

Sinn machen
Was heutzutage alles Sinn ergibt. “Sinn machen” ist die falsche Eindeutschung aus dem Englischen von »to make sense«, was »vernünftig sein« bedeutet. Die Phrase »Sinn machen« existiert nicht im Deutschen.

Mund-zu-Mund-Propaganda
Kann eigentlich nur etwas mit Küssen zu tun haben. Oder Mund-zu-Mund-Beatmung, die eigentlich nun Mund-zur-Nase gemacht wird. Schlicht und einfach ist dies Mundpropaganda.

in 2011
Da ist wieder so ein falscher Freund (false friend) aus dem Englischen. Im Englischen ist es obligatorisch, dass der Satzbezug auf ein Kalenderjahr mit “in” angeführt wird. Im Deutschen aber nicht. Hier sind die Zielvorgaben einfach. Nicht “in 2011” werden wir die Umsätze erhöhen, sondern einfach “2011” werden wir die Umsätze erhöhen.

etwas kommunizieren
Wie oft liest man in schwurbeligem Management-Kauderwelsch davon, dass “etwas kommunziert” werden muss. Das Verb kommunizieren kann allerdings nur intransitiv verwendet werden und erlaubt somit keinen Anschluss eines Akkusativobjekts.

Aber auch der Unterschied zwischen sensitiv anstelle von sensibel ist zu bemerken, ebenso gilt dies für sicherstellen anstelle von vergewissern.

Kompositum: In der deutschen Sprache können aus eigenständigen Worten neue Worte gebildet werden. Dies ist nahezu einzigartig in den bekannten Sprachen. Die Komposition ist ein Mittel der Wortbildung. Im Gegensatz zur Derivation (Bildung neuer Worte aus einem Ursprungsort) werden dabei lexikalische Morpheme (oder Morphemfolgen mit einem lexikalischen Morphem als Kern), die auch frei vorkommen können, zu einem neuen Wort kombiniert. Ein solches Wort nennt man Kompositum oder zusammengesetztes Wort. Hierzu gehört das allseits beliebte Wort:

Polizeihubschraubertankdeckelschlossschlüssel

Die Regel empfiehlt, ab 3-5 Worten eine Trennung des Kompositums mit Bindestrich.

Aus Dampf und Schiff wird ein Dampfschiff. Aus Willy Brandt und einem Platz wird der Willy-Brandt-Platz. Auf gar keinen Fall der Willy Brandt-Platz oder sogar der Willy Brandt Platz. Dieser Fehler kommt seit der aufkommenden Modeerscheinung der Anglizismen immer häufiger aufs Tapet.

Richtig ist:

  • Customer-Relationship-Management anstatt Customer Relationship Management
  • Supply-Chain-Management anstatt Supply Chain Management
  • Johann-Wolfgang-Goethe-Universität anstatt Johann Wolfgang Goethe Universität

Dies ändert sich nur, wenn der komplette Text einer anderen Sprache und somit nach anderen Regeln verfasst wird. Man muss bedenken, dass die Attraktivität eines Arbeitgebers auch an seinem Schreibstil und Sprachgebrauch gemessen wird.

Der Bindestrich liegt voll im Trend. Nicht zuletzt dem Einfluss der englischen Sprache ist es zu verdanken, dass das »Kamerateam« zum »Kamera-Team« wird, das »Layout« als »Lay-out« vermeintlich schicker aussieht und die »Spendenaffäre« als »Spenden-Affäre« irgendwie genießbarer zu werden scheint. Die neue Rechtschreibung hat diesen Trend bestätigt: Sie erlaubt Bindestriche überall dort, wo eine Zusammensetzung als unübersichtlich empfunden wird; theoretisch zulässig werden damit auch Schreibungen wie »Strand-Korb«, »Hosen-Träger« oder »Kinder-Garten«. Ihrer Zeit voraus – mit anderen Worten falsch – sind allerdings Schreibungen wie »Meyer Verlag« oder »Kunden Service«. Erst der Bindestrich macht das Kompositum zum Kompositum, selbst wenn er zu Monstrositäten führt wie der »Do-it-yourself-Bewegung«, der »Annette-von-Droste-Hülshoff-Ausgabe« oder dem »Auf-die-lange-Bank-Schieben«. Möglich sind nach dem amtlichen Regelwerk jetzt auch Schreibungen wie »Videonorm-gerecht« oder »Datenbank-gestützt«. Das Substantiv bleibt dann in seiner Großschreibung erhalten. Die amtliche Kommission rät von solchen Schreibungen allerdings ab.

14-tägig oder 14-täglich: »14-tägig« heißt »eine Zeitspanne von 14 Tagen dauernd« (z. B. »ein 14-tägiges Seminar«). Ein Ereignis findet hingegen »14-täglich« statt, wenn es sich alle 14 Tage wiederholt (z. B. »eine 14-täglich erscheinende Zeitschrift«). Vergleiche »wöchentlich«, »monatlich«, »jährlich«.

Status: Der Plural von »Status« lautet nach Auffassung der meisten Wörterbuchredaktionen »Status« (mit langem »u«), nach Mackensen »Statusse«, in keinem Fall jedoch »Stati«. Als Genitiv Singular wird einheitlich »des Status« genannt.

Beste Grüße

Marcus Reif

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