Bin wieder bei einem meiner Lieblingsthemen. Hatte bei “soziales Brand:Marken” einen Blog-Beitrag von Dominik A. Hahn gelesen über die Ergebnisse aus dem Kununu- und dem Trendence-Ergebnis. Bringt mich wieder zu meiner Kurz-Analyse der Relevanz der Arbeitgeberplattformen. Aber noch ein Wort zu Dominik Hahn. Sein neuester Beitrag ist eine klare Leseempfehlung:
Neues kununu-Ranking zeigt noch besser die „tatsächliche“ Arbeitgeberattraktivität
Dort zeigt er eindrucksvoll, dass das Trendence-Ranking am Beispiel seines Arbeitgebers – aber auch meines – durch die Kununu-Bewertungen verbessert wird. Bei der Allianz um ganze 43 Plätze. Was natürlich Fragen aufwirft. Hier sein Fazit:
FAZIT: McKinsey und die Allianz sind trotz ihrs Rufs (McKinsey: Arbeiten bis zum Umfallen, Allianz: langweilige Versicherung) offenbar sehr gute Arbeitgeber, aber gerade die Allianz spielt ihre Arbeitgeber-Stärke aber anscheinend erst aus, nachdem man sich für das Unternehmen entschieden hat. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Alle anderen Unternehmen sind sicherlich auch hervorragende Adressen. Verhalte ich mich als Arbeitgeber dauerhaft schlecht, wirkt sich das mittelfristig auch auf mein Image und damit auf mein trendence-Ranking aus. Und dort sind die hier aufgeführten Unternehmen schließlich im elitären Kreis der besten 20.
Kununu zeigt die aktuellen Bewertungen in Zahlen auf der Internetseite an, hier der Screenshot von Samstag, 30. Juli 2011, 13:00 Uhr.
Kununu für Deutschland | 30.07.2011 | +/- | 10.10.2010 | Wachstum |
Bewertungen | 106.238 | +40.011 | 66.227 | +60 % |
Firmen | 39.954 | +11.024 | 28.930 | +38 % |
Ratio Bewertungen/Unternehmen | 2,7 | -0,2 | 2,9 | -7 % |
Nun hat ja Kununu seit Mitte Februar mit dem größten geschäftsrelevanten sozialen Netzwerk Deutschlands eine Kooperation (siehe meinen sehr kurzen Beitrag dazu). Auf xing.com können Nutzer nun direkt eine Rückmeldung geben zu ihrem aktuellen oder ehemaligen Arbeitgeber. Die Vernetzung der beiden Plattformen erfolgt über die Verlinkung der Arbeitgeberseiten heraus. xing.com hatte hierzu auch ein kleines Gewinnspiel initiiert, Erfolg ist mir unbekannt. Gab ab Valentinstag für sieben Tage ein iPad usw. zu gewinnen. Wenn aber das Potenzial von über 4 Mio. deutschen xing.com-Nutzern nicht ausreicht, um das Verhältnis der Bewertungen zu einem Unternehmen aus der statistischen Bedeutungslosigkeit zu holen, was könnte denn dann der Schlüssel zum Erfolg sein?
Auch das Wachstum von 60 % oder umgerechnet 137 Bewertungen und 38 Firmen am Tag ist nicht sonderlich gut, wenn man den Vergleich mal außerhalb dieses Sujets zieht. Google+, Facebook, xing.com und linkedin haben da ganz andere Wachstumsraten. Aber klar, Kununu.com ist ein Nischenprodukt. Und die Brüder Poreda haben diese Nische mit Kununu.com auch gut gefüllt. Das soll auf jeden Fall erwähnt werden.
Aus persönlichem Interesse nehme ich mal einige Professional-Services-Unternehmen unter die Lupe:
Firma auf Kununu | Bewer-tungen | Kommen-tare | Verbesserungs-vorschläge | Aufrufe | Note |
Accenture Deutschland | 56 | 24 | 18 | 37.524 | 3,6 |
Cap Gemini TS | 83 | 29 | 34 | 44.714 | 3,2 |
Ernst & Young Deutschland | 59 | 24 | 20 | 40.077 | 3,2 |
KPMG Deutschland | 52 | 18 | 26 | 30.018 | 2,9 |
McKinsey Deutschland | 3 | 2 | – | 2.200 | 3,7 |
PwC Deutschland | 41 | 22 | 9 | 13.803 | 3,4 |
Alle Arbeitgeber kommen zu vergleichbaren Ergebnissen. Die Noten sind so ziemlich auf gleichem Niveau. Aber was ist die Erkenntnis? Die Bewertungen sind immer noch anonym, was verärgerten Mitarbeitern oder ehemaligen freien Lauf für ihren Frust lässt. Und klar, wenn jemand gekündigt hat oder wurde, wird eine Bewertung im Regelfall vermutlich nicht sonderlich konstruktiv und objektiv ausfallen.
Dass ich mit Arbeitgeberbewertungsplattformen auf Kriegsfuß stehe, gebe ich offen zu. Kununu ist Marktführer, muss also hin und wieder zu einem kritischen Vergleich herhalten. Ich bin überzeugt, dass Arbeitgeberbewertungsplattformen Unsinn sind. Sie sind subjektiv, was zu einer Objektivierung nicht sonderlich viel beiträgt. Die Berechtigung für die Plattformen sehe ich darin, dass man einen Anlaufpunkt hat, auf dem über eingefärbte Erlebnisse berichtet wird. Wenn man diese dann einsortieren und entsprechend werten kann, soll es gerne so sein.Wo ist gleichzeitig das Korrektiv? Viele meiner Kollegen im Berufsfeld Employer-Branding schätzen die Dialogfunktion und die Möglichkeit, Transparenz über den Arbeitgeber auf solchen Plattformen zu sehen. Ich glaube, dass sich andere soziale Netzwerke und Plattformen viel besser für einen Dialog eignen. Die Arbeitgeberplattformen sind statistisch irrelevant bei durchschnittlich 2,7 Bewertungen pro Arbeitgeber. Für Großunternehmen und Beratungshäuser, wo der Schnitt deutlich drüber liegt, gibt es einen gewissen Nutzen. Die Frage bleibt aber, wenn von rund 10.000 Mitarbeitern gute 50 eine Bewertung abgeben, wie relevant ist das für eine ganzheitliche Betrachtung des Employer-Brandings? Arbeitgeberplattformen sollten doch rein der Intention nach mehr sein als eine moderne Klagemauer!
Lustig fand ich diese falsche Verlinkung. Auf dem Ernst-&-Young-Profil wurde verlinkt auf die xing.com-Unternehmung “ernst”. Ganze 47 Mitarbeiter arbeiten dort. Schon grenzwertig, dass der Employer-of-Choice Nr. 12 bei Universum und Nr. 16 bei Trendence nicht korrekt verlinkt wird. Aber gut … dabei belasse ich es mal.
Beste Grüße
Marcus Reif
Ich frage mich, was Bewertungsportale überhaupt bringen? Ist es nicht so, dass Unternehmen unabhängig, ob als Arbeitgeber oder als Dienstleister/Produzent dazu neigen, diese Portale selbst mit positiven Bewertungen zu bestücken.
Andererseits sagt eine Bewertung eines frustrierten Mitarbeiters, Kunden oder gar eines Mitbewerbers wirklich etwas über das Unternehmen aus? Müssten also positive / negative Bewertungen anschließend wieder verifiziert werden? Fast jeder Eintrag im Internet ermöglicht inzwischen auch Bewertungen abzugeben. Theoretisch kann ich da reinschreiben, was ich möchte. Vielen Arbeitnehmern sind andererseits “offizielle” Bewertungsportale wie das in dem Artikel erwähnte kanunu nicht bekannt.
So sind im Grunde alle Bewertungsplattformen subjektiv, schlimmer noch eine Bewertung kann von der Tagesform eines Bewerters abhängen. Und welche Folgen verzerrende Ansichten über Firmen entwickeln können, zeigt der sehr schnelle Austausch z. B. über Twitter.
Wobei inzwischen auch in den sozialen Netzwerken immer öfter “Berufsschreiber” unterwegs sind, die versuchen eine Firma “schön” zu schreiben.
Letztendlich zeigen aber Beispiele wie Schlecker, dass der Verbraucher sich auch ohne Internet zumindest im Bereich Einzelhandel selbst eine eigene Meinung bilden kann.