Das sind News. Meine alte Chefin wechselt von EY zur Allianz
Verstärkung bei der Allianz – und welche! Die größte deutsche Versicherung holt sich mit Ana-Cristina Grohnert eine der 40 Top-Personaler ins Haus. Glückwunsch an meine ehemalige Chefin – wir hatten wahnsinnig viel Spaß bei der Arbeit und eine Menge bewegt. Der nächste Meister-Titel ist den Münchnern sicher. Genug der Analogien, Zeit auszuholen. Denn Ana und ich haben eine Menge gemeinsam erlebt.
Ich kam im Januar 2011 zu EY. Noch in der Probezeit wurde ein Vorgesetztenwechsel verkündet. Das ist ja immer eine schwierige Sache. Meine neue Chefin hieß nun Ana-Cristina Grohnert. Eine Partnerin, die sich mit Bankenrestrukturierung bei EY im Bereich Financial-Services beschäftigte. Neue Chefs werden immer beobachtet (und gegoogelt). Ich machte das ebenfalls und man fand eine Menge Ergebnisse, die sich um Diversity und Vielfalt drehten.
Ana ging die Themen energisch an. Man merkte gleich, sie nahm die Herausforderung schnell und direkt an. Flugs in die Themen einsteigen. Die richtigen und auch kritischen Fragen stellen. In den ersten Monaten arbeiteten wir an den Leitlinien für die personalpolitische Agenda. EY war damals schon global verankert, so dass – für Beratungen nicht untypisch – die globalen Kollegen immer stärker in das Tagesgeschäft und die Schwerpunktsetzung Einzug nahmen. Ana dachte von Anfang an über den Tellerrand hinaus. Das hat mir sehr imponiert. Sie gab sich nicht mit den üblichen Aussagen zufrieden, die man ja oft in Organisationen hört. Beispielsweise “war schon immer so”, “haben wir schon immer so gemacht” oder “das geht nicht anders” waren unangebrachte Antworten. Wir haben im Leitungsteam, dem Talent-Management für Deutschland, Schweiz und Österreich, recht schnell Maßnahmen entwickelt, die uns mit unserer “Talent-Agenda” halfen, den Fokus auf eine Vielzahl an Aspekten zu legen. Organisationen und insbesondere die der Professional-Services, die sehr Mitarbeiter-zentriert funktionieren, leben von den Faktoren Commitment, Engagement und Empowerment. Personaler messen die Auswirkungen aus diesen Faktoren in der höhe der Fluktuation, in der Zufriedenheit (durch Mitarbeiterbefragungen) und einem Mix aus anderen Indikatoren, bspw. Grad des Mitarbeiter-Empfehlungsprogramms, Anzahl wahrgenommener Trainings, “no show”-Rate der Trainings, der Auslastung und etlichen mehr.
Unsere Leitlinie für das Talent-Team – so heißt die Personalfunktion bei EY – waren recht einfach auf drei wesentliche Ziele formuliert. Simpel, einprägsam, logisch. Ich gebe sie hier nicht im Detail wider, aber so viel darf gesagt sein, unser Handeln war in den maßgeblichen Elementen darauf abgestimmt. Wir haben überprüft, inwieweit die Ziele unserer globalen Organisation, der lokalen Strategie von EY und der Talent-Agenda einzahlen auf die bestehenden Problemstellungen, Herausforderungen und Modernisierungsnotwendigkeiten. In Unternehmensberatungen ist die Kultur – Unternehmenskultur, Führungskultur, Fehlerlernkultur, Gestaltungsfreiheit und der Faktor Mut – vorherrschend und ein großer Hebel.
Ana ist eine wissbegierige, neugierige und sehr schlaue Chefin. Sie hat Fragen gestellt, gerne auch solche, die man nicht erwartet hatte. Oft dachte sie auch deutlich mehr in die Zukunft. Wir Deutschen lieben ja unsere Org-Charts und unsere Boxen mit dem eigenen Namen drin. Ana stellte mal ganz offen die Frage, ob wir das brauchen. Oder ob wir nicht ganz fluide und agil in Schwärmen arbeiten. Genau dort, wo gerade der Service am stärksten vonnöten ist. Man muss die Theorie der ambidextren Organisation weiterdenken, um den Ansatz von Ana zu verstehen. Der Trend zu mehr Standardisierung wiederkehrender Personalprozesse führt dazu, dass die klassische HR-Arbeit als Segmentierung in “Run the business” – Merkmale sind Management, Kontrolle, Stabilität – und “Change the business” – Merkmale sind Leadership, Agilität und Veränderungsorientierung – eine moderne ambidextre Organisationsform erhalten wird. Und diese Debatte fand vor sechs Jahren statt! Man kann sich vorstellen, wie sehr das alle “gestretcht” hat.
Wie oft hört man Aussagen im Leben eines Recruiters: Recruiting ist so schlecht. Zu wenig Bewerbungen, zu schlechte Bewerber, ihr seid zu langsam und habt keine Ahnung von den Profilen. Wie reagieren wir? Wir machen noch mehr Aktivitäten, um mehr Bewerber zu generieren, beschäftigen uns mit aktiven Sourcing-Kanälen und quatschen intensiver mit den Fachbereichen. Doch welche Top-Führungskräfte erlauben eine Kultur, in der HR Gegenfragen stellen darf? Beispielsweise: weshalb ist deine Fluktuation so hoch? Weshalb ist das Commitment und die Zufriedenheit deiner Leute so gering? Wieso stagnieren oder sinken die Ergebnisse über die letzten Jahre?
Das war schon sehr erhellend. HR agierte auf einmal mit Autorität und nahezu auf Augenhöhe. Organisationen schätzen das ja, zumindest vordergründig. Wir sind also eine über drei Länder greifende HR-Transformation angegangen. Und dazu noch ein Shared-Service-Center in einem weiteren Land implementiert. Das kann nur gehen, wenn man sehr integrativ agiert und die Chance der Transformation unterstreicht. Ana Lieblingsspruch bei allen Tiefen war “wir sind kool & the gang”. Damit hat sie uns aufgebaut und vor Augen geführt, dass wir als Team die Schwierigkeiten gemeinsam meistern. Beharrlichkeit gibt es nicht nur auf Seiten der Bewahrer, sondern eben auch auf Seiten der Gestalter der Transformation ;). Ana zeigt ihre Leidenschaft offen, ihre Passion, ihr Herzblut und das gemeinsame Streben, durch die Veränderung zu einem besseren Status zu kommen.
Ich wünsche Ana viel Erfolg. Eine wunderbare Chance bei der Allianz die Zukunft zu gestalten. Hier die Pressemeldung der Allianz von Mittwoch, 15. März 2017:
Grohnert folgt auf Brezina
Wolfgang Brezina (55), wird den Vorstand der Allianz Deutschland AG zum 1. Juli 2017 verlassen, um als Head of HR Operations zur Allianz SE zu wechseln. Diesen Bereich, der auch die Shared Services umfasst, wird er aufbauen und operationalisieren. Seine Nachfolgerin bei der Allianz Deutschland wird Ana-Cristina Grohnert, aktuell Partnerin bei Ernst & Young.
Brezina begann seine Karriere 1991 bei der Vereinten Versicherung AG und wechselte 1998 zur Vereinten Krankenversicherung AG, wo er 2000 Vorstandsmitglied wurde. 2006 übernahm er bei der Allianz Deutschland AG die Regionalleitung des Dienstleistungsgebiets Südost. Seit 2009 ist er Arbeitsdirektor der Allianz Deutschland und im Vorstand verantwortlich für das Ressort Personal und Interne Dienste.
„Wolfgang Brezina hat sich in seinem langjährigen Einsatz um die Allianz äußerst verdient gemacht“, würdigt ihn Werner Zedelius, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Allianz Deutschland AG: „Er hat das Personalressort über Jahre geprägt und dabei Unternehmens- und Mitarbeiterinteressen immer glänzend ausbalanciert. Mit ihm wechselt ein Allianzer, der die Entwicklung der Allianz Deutschland über Jahre wesentlich mitgestaltet hat. Für seine neue Aufgabe wünschen wir ihm viel Erfolg.“
Nachfolgerin Brezinas wird Ana-Cristina Grohnert (49), derzeit Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin bei der Ernst & Young GmbH in Hamburg, zum 1. Juli 2017. Die Personalie steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Bis zum Wirksamwerden ihrer Vorstandsbestellung wird Grohnert als Generalbevollmächtigte ihren neuen Aufgaben nachgehen. In dieser Übergangszeit übernimmt Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG, die Position des Arbeitsdirektors zusätzlich zu seinen Aufgaben. „Ana-Cristina Grohnert ist eine anerkannte Vordenkerin in den Themen Führungskultur und Arbeitswelt der Zukunft. Sie ist daher hervorragend geeignet, die Personalstrategie der Allianz Deutschland weiter zu entwickeln“, sagt Zedelius.
Die Diplombetriebswirtin begann ihre Karriere 1992 bei der Preussag AG in Hannover und arbeitete ab 1996 bei der ABB Asset Finance GmbH in Frankfurt. 2003 wechselte sie zur DG HYP in Hamburg, bevor sie 2007 als Partnerin zu Ernst & Young kam. Seit 2011 ist Ana-Cristina Grohnert Mitglied im Ernst & Young Leadership Team für die Region Deutschland, Österreich, Schweiz. Dort berät sie Finanzdienstleister und Industrieunternehmen bei Finanzierungen, Risikoabsicherung und der Transformation von Geschäftsbereichen. Als Managing Partner Talent verantwortet sie die Ausrichtung des Unternehmens in allen Fragen der strategischen Organisationsentwicklung und Personalpolitik insbesondere mit Blick auf die Arbeitgebermarke und die Entwicklung der Arbeitgeberattraktivität.