Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Realität ist: immer weniger Menschen stehen hinter etablierten Parteien

Zuletzt hatte ich Ende Juli 2013 und Ende 2012 über die Mitgliederzahlen der Parteien gebloggt. Gerade nach der doch beeindruckenden Bundestagswahl und im Augenschein der Schwarz-Grün-koalitionären Entwicklung in Hessen wegweisenden Landtagswahl sind die Zahlen der Parteimitglieder in ihrer Dynamik besonders interessant. Schauen wir mal auf die aktuell veröffentlichten Zahlen! 

Mitgliederstärkste Partei

In den letzten rund sechs Jahren gab die Geschichte um die mitgliederstärkste Partei immer einen Artikel her. Ob nun CDU oder die SPD vorne lagen, änderte sich nahezu jedes Quartal. Leider immer nur in der Negativentwicklung der Mitgliederzahlen nach unten! Die SPD ist nun seit einem guten halben Jahr stärkste Partei. So ist das in vielen Medien zu lesen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass die SPD dazu auf Mitglieder aus 16 Bundesländer kalkuliert, die CDU allerdings nur aus 15, denn in Bayern gibt es die Schwesterpartei CSU. Fasst man für die gesamtdeutsche Betrachtung die CDU/CSU zusammen, liegt sie mit 616.329 Mitgliedern knapp 30 % vor der SPD. Das ist mal ein Abstand! 

In Zeiten, in denen Politik deutlich an Komplexität gewonnen hat, selbst Wirtschaftsexperten kaum eine einheitlich plausible Strategie empfehlen können und sich eher durch Dissens auszeichen – da bleibt es nicht aus, dass den Parteien nicht die Bude eingerannt wird. M. Reif

Doch weshalb ist dieses Elefantenrennen um die Führerschaft nach Mitgliederstärke denn wichtig? Ganz einfach: damit wird die Verankerung in der Gesellschaft dokumentiert. Die Volksparteien haben nicht mehr den gleichen Stellenwert, wie dies noch vor dreißig oder gar fünfzig Jahren der Fall war. Die Gesellschaft verhält sich opportunistisch und steht nicht mehr pauschal hinter einer Partei, sondern eher punktuell hinter einer Haltung, die durchaus auch von Themenfeld zu Themenfeld variiert. Das macht es für die Etablierung eines flächendeckenden Rückhalts noch einmal schwerer. Man sieht dies im ständigen Ringen um die Perspektive und Interpretation, selbst wenn man als Partei/Fraktion im Grunde die gleiche Auffassung vertritt wie der politische Mitbewerb. Bei der Eurorettung ist das gut anzusehen. Ich erinnere an Herr Oppermann, SPD, der wild rhetorisch gegen die CDU/CSU wettert, aber im Grunde genau die gleiche Auffassung hat, was man dann beim Abstimmungsergebnis ablesen kann – die SPD stimmte fast komplett zu. 

Die Mitgliederzahlen werden nicht immer zum gleichen zeitlichen Abschnitt aktualisiert, so gesehen ist meine Tabelle unterhalb für statistische Zwecke mit dem einen oder anderen zeitlichen Versatz zu werten. Hier die Tabelle:

Mitgliederzahlen der Parteien

Screenshot 2013-12-29 21.20.32

Die stärkste Veränderung in der Mitgliederdynamik haben die Piraten, im Vergleich vor einem halben Jahr jetzt aber in die negative Richtung mit einem Minus von 5,4 %. Die SPD und die FDP vermeldeten starke Neueintritte – bei der SPD wg. des wirklich lobenswerten Mitgliedervotums zur großen Koalition; bei der FDP vermutlich aus Solidarität wg. des desaströsen Wahlergebnisses. Bei der SPD wirkt sich das mit einem hauchzarten Plus von 0,1 % zum Vorjahr aus, bei der FDP bleibt ein Minus von 2,4 %. Die AfD ist neu hinzugekommen mit 17.250 Mitgliedern. Die Grünen behaupten sich klar vor der FDP, ist dieser Trend, dass die Grünen die FDP überholten, doch erst 2013 entstanden.

Hier noch mal der Verweis zu den hier genannten Parteien:

Bei CDU und SPD ist der Trend seit Jahren immer gleich. Die SPD hatte um 1975 rum mal über eine Mio. Mitglieder. Die CDU lag damals schon ein Stück weit weg mit knapp 700.000 Mitgliedern. Vergleicht man also die absoluten Mitgliederzahlen der CDU mit der der SPD, dann umfassen diese beiden Werte bei der CDU 15 Bundesländer und bei der SPD alle 16. Für eine objektive Betrachtung habe ich deshalb die Darstellung nach den reellen Bedingungen vorgenommen:

Mitgliederzahlen der Parteien

Darstellung nach den reellen Bedingungen auf Basis aller Bundesländer:

Screenshot 2014-01-04 13.10.16

Hier sind CDU und CSU in einer gestapelten Säule. Da die CSU traditionell sehr stark ist, zeigt der Abstand von knapp 30 % zur SPD doch ein deutliches Signal. Da die SPD in den Mitgliederzahlen ebenso die bayrischen Mitglieder listet, ist diese Darstellung aus meiner Sicht folgerichtig.

Nun kann man natürlich herrschaftlich darüber streiten, ob diese Ergebnisse Erfolg für die eine, Niederlage für die andere Partei sind. Alles Nonsens. Realität ist, dass immer weniger Menschen hinter der Politik der Parteien stehen, geschweige denn, ihnen beizutreten und mit dem Mitgliedsbeitrag die Sympathie zu bekunden. Bis zu einer aktiven Mitarbeit kommen nicht viele, was sehr schade ist. Wie heißt es so schön:

Jeder, der sich zu fein für die Arbeit in der Politik ist, muss damit leben, von denen regiert zu werden, die es tun.

Politische Jugendorganisationen

Henrik Bröckelmann ist mit Leidenschaft an dem Thema dran, den Jusos die aktuellen Mitgliedszahlen zu entlocken. Siehe seine Initiativen unter broeckelmann.info dort die Beiträge Liebe Jusos! und Liebe Jusos! – Die Zweite. Leider gab es im letzten halben Jahr keine weiteren Anfragen seinerseits an die Jusos. Sie vermelden weiterhin 51.526 Mitglieder mit Stand des Jahres 2011, was man im schnelllebigen Politikgeschäft als “völlig überholt” werten darf. Die Junge Union geht da deutlich pragmatischer ans Werk, sie knapp 120.000 Mitglieder an zum 31.12.2012. Bin auf die Aktualisierung dieses Werts gespannt. 

Über die Junge Union begann für viele der kommunalen CDU-Mandatsträger die politische Leidenschaft. Ohne die Junge Union wäre mein Weg vermutlich nicht in die CDU gemündet, sondern in andere Engagements. So gesehen plädiere ich weiterhin für ein hohes Engagement der JU. Nur wenn die Jugend politische Leidenschaft entwickelt, kann dem negativen Trend entgegengetreten werden.

Europawahl 

Die Europawahl 2014 wird die achte Europawahl sein, bei der das Europäische Parlament direkt gewählt wird. Entsprechend den Bestimmungen im Direktwahlakt findet sie zwischen Donnerstag, dem 22., und Sonntag, dem 25. Mai 2014 statt. In Deutschland und Österreich wird am Sonntag, dem 25. Mai 2014 gewählt. Und irgendwie ist es wie im Fußball. Eine WM (oder EM) belebt unglaublich den Sport. Bei Wahlen ist es so, dass im Rahmen der Wahlkämpfe und in den Wochen danach viele Neumitglieder in die Parteien strömen.

Ich wünsche es mir und hoffe sehr darauf!

Beste Grüße

Marcus Reif

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