Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Jemand ist der Meinung, dass Xing mit seiner Business-Networking-Plattform xing.com einer der Top-3-Online-Stellenmärkte werden sollte. Man weiß ja, dass die Logik bei börsennotierten Unternehmen nicht immer sehr ausgeprägt ist, denn Gewinnmaximierung steht im Vordergrund, nicht immer Nutzenmaximierung für Unternehmenskunden. Und oftmals an einem logischen Wunsch der Unternehmenskundschaft vorbei geht. Beispielsweise an der sinnfreien Kununu-Integration in das Services-Portfolio. 

Xing postuliert zur aktuellen Messe “Zukunft Personal” seinen Anspruch, die “Stellenanzeige der Zukunft“ an den Start zu bringen und stellt einige Neuerungen ins Schaufenster. Mit großen Lettern werden die “bold messages” verkündet: Neu im XING Stellenmarkt: 1 Mio. Jobs passend zum Leben. Im Januar 2015 kaufte man Jobbörse.com. Nun weiß man, wozu. Der liebe Stefan hatte sich das schon mal angeschaut: XINGs Stellenanzeigen der Zukunft – der große Wurf? Ein kritischer Test.

Doch wieder zurück zum Thema. Xing verkündet, dass der neue Stellenmarkt “den Bewerber im Fokus” sieht, nicht den Arbeitgeber, wie bei anderen Anbietern. Ehrenwertes Ziel. Ich glaube, dass auch Bewerber keine Lust auf eine aufwändige Suche haben, sondern lieber treffsichere, aktuelle und attraktive Ergebnisse. Ist übrigens wichtiger Teil der gerade so bemühten Candidate-Experience. 

Der Wunsch der Arbeitgeber: 

Die richtigen Bewerber

Das Angebot von Xing:

1 Mio. Stellenanzeigen 

Der Kandidat:

Den wird es wohl freuen, so viele Angebote in “seinem” Xing-Umfeld zu finden. Hoffe, die Suche wird entsprechend relevant. 

Welcher Arbeitgeber möchte denn mit seiner Stellenanzeige in einem Getümmel von 1 Mio. anderen Stellenanzeigen platziert werden? Mir ist es völlig neu, dass die reine Quantität eine Renaissance erfährt. Seit dem Battle der alten Jobpilot-Plattform mit Stepstone rund muss man heute mit einigem Recht davon sprechen, dass die Menge an Stellenanzeigen keinerlei Bedeutung für die Relevanz des Angebots hat – weder für den Jobsuchenden, noch für den Arbeitgeber. Quantität, also die unqualifizierte Menge an Stellenanzeigen, ist kein Merkmal eines erfolgreichen Online-Stellenmarkts. Qualität hingegen schon! Ich will nicht ausschließen, dass Xing.com mit seiner 1 Mio. Jobangebote einen Magneten schafft für allerlei Persönlichkeiten. 

Aktiv, passiv und latent Suchende

Die Recruitingwelt teilt die Zielgruppen in aktiv Suchende, passiv Suchende und latent Suchende. In der Bedeutung für die beste Qualität und Rendite im Prozess sind die latent suchenden Kandidaten sicherlich am höchsten einzustufen. Aktiv Suchenende bewerben sich in der Regel recht breit am Markt, da gelangt man mit einer starken Arbeitgebermarke sicherlich gut ins “Relevant Set” als Arbeitgeber. Und genau diese latent Suchenden sind über Business-Netzwerke gut anzusprechen. Die Active-Sourcing-Bemühungen ermüden allerdings zunehmend. Bei manchen Profilen ist man schon froh, wenn 10 % der Angesprochenen auf die Ansprache reagieren. Man ist ja nicht alleine unterwegs. Und jeder wird selbst auch ein Lied davon singen können, wie viele Anfragen und Ansprachen man so pro Monat bekommt. 

Wo ist der Perfect-Match? 

Xing hat alles, was man für ein modernes Recruiting braucht. Und gerade für die Ansprache der latent suchenden Kandidaten würde sich ein Perfect-Match, wie er heute schon in kleinen Teilen zu nutzen ist, doch perfekt eignen. Big-Data-Recruiting eingeschlossen. Von den 9 Mio. Profilen sind die meisten inhaltlich so gepflegt, dass erkennbar ist, welche Persönlichkeit dahinter stehen könnte. Berufserfahrung, Expertise, zum Teil Bildungsabschlüsse oder Karrieremeilensteine sowie die Selbsteinschätzung, ob man Experte, Manager oder Führungskraft sei. 

Was wäre einfacher als ein zu besetzendes Profil des Arbeitgebers mit den Profilen auf Xing.com zu matchen, um dem Arbeitgeber die relevantesten 10/20 Persönlichkeiten an die Hand zu geben, um diese für das eigene Unternehmen zu rekrutieren? Ich bin sicher, dass dies eine hohe Wertigkeit an sich hat und gleichsam die gefühlte Wertigkeit für Kandidaten und Arbeitgeber erhöht. Kandidaten bekommen höchst passende Karriereoptionen, Unternehmen die richtigen Kandidaten. Hierfür benötigt man übrigens keine einzige Stellenanzeige in einer Jobbörse, aber vitale und interessierte Profile. 

Matching verbessert

Aber die Realität des aktuellen Matchings war leider viel zu bitter und schlecht. Xing schlug Führungskräften mit 20 Jahren Berufserfahrung Praktikantenstellen vor. Dieser gelebte Dilettantismus schmälerte das Vertrauen in die verlängerte Werkbank des Recruitings mit der Plattform Xing. Stand heute ist das Matching auf der Plattform selbst schon besser geworden, wie man im Screenshot unterhalb erkennt. Das Matching erfolgt nun mit Hinweis auf bspw. meinen Angaben unter “ich biete” oder nach Wunschort oder weil mein direktes Netzwerk des Job interessant fand. 

xing-matching

Mein Appell an Xing: schafft den Perfect-Match! Helft den Kandidaten und Unternehmen, besser zueinander zu finden. Der Stellenmarkt als reine Plattform hat keine sichere Zukunft mehr, denn schon heute ist technisch ein besseres Matching von Content möglich, was Facebook, Google und andere Plattformen sehr eindrucksvoll zeigen. Nur der Stellenmarkt wird in Deutschland weiterhin nach dem Prinzip “post & pray” gehegt und gepflegt. Natürlich mit mehr Interaktion, zweifelsohne.

Ich bin sehr emotional bei diesem Thema. Bin ein großer Xing-Fan und nutze die Plattform mehrmals am Tag auf Mac, Notebook, iPad und iPhone. Auf Xing habe ich seit Dezember 2003 ein Konto, damals noch auf openBC.com. Und für mich ist Xing was Usability angeht weit vor Linkedin. Doch das, was Xing hier tut, könnte der Anfang vom Ende Xings sein und Linkedin die Marktführerschaft verschaffen. Finde ich nicht gut. 

Beste Grüße 

Marcus Reif 

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