Die HR-Funktion steht 2025 an einem Wendepunkt. Künstliche Intelligenz ist nicht mehr nur ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung, sondern beginnt, die Art und Weise, wie wir Arbeit organisieren, grundlegend zu verändern. Insbesondere das Konzept der Agentic AI – also KI-Agenten, die eigenständig planen, entscheiden und handeln – verspricht eine neue Ära der Personalarbeit. Doch was heißt das konkret für HR?
Von inkrementell zu transformativ
Bisher haben viele HR-Abteilungen KI eher punktuell genutzt: Chatbots für Mitarbeiteranfragen, Algorithmen für Sourcing oder einfache Automatisierungen in Payroll-Prozessen. Diese Schritte sind wertvoll, aber letztlich nur inkrementelle Verbesserungen.
Agentic AI hingegen eröffnet die Chance auf transformationale Veränderungen. KI-Agenten können:
- eigenständig Workflows planen und steuern,
- Daten aus verschiedensten Quellen integrieren,
- Muster erkennen und Handlungsempfehlungen ableiten,
- proaktiv Führungskräfte und Mitarbeiter*innen mit personalisierten Insights versorgen.
Damit verschiebt sich das Verhältnis von Mensch und Maschine: Während HR bisher die „Feuerwehr“ für akute Themen war, kann die Funktion künftig aktiv und vorausschauend handeln.
Was bedeutet Agentic AI konkret für HR?
Die Präsentation zeigt verschiedene Anwendungsfelder, die heute schon Realität werden:
- HR Business Partner: Statt nur beratend und reaktiv tätig zu sein, bringen HRBPs mithilfe von KI fortlaufend Markt- und Talentdaten ein, um die Organisation dynamisch an den Bedarf anzupassen.
- Center of Expertise (z. B. Compensation & Benefits): KI hält Policies, Programme und Wissensartikel aktuell, generiert personalisierte Empfehlungen und entlastet so Expertenteams für strategische Arbeit.
- HR Operations: Administrative Routinen – vom Fallmanagement bis zum Reporting – laufen zunehmend autonom. Die Rolle der Menschen verschiebt sich hin zu kontinuierlicher Verbesserung und Employee Experience Design.
- Use Cases wie Leave of Absence oder Turnover Prevention: KI erkennt Muster (z. B. Rückkehr aus Elternzeit, Fluktuationsrisiken) und orchestriert komplexe, mehrstufige Workflows – von der Information des Managers bis zur Anpassung der Systeme.
Neue Zusammenarbeit: Human x Machine
Ein zentrales Paradigma der Agentic AI ist die Koordination zwischen Mensch und Maschine. Während KI Prozesse erkennt, plant und anstößt, behalten Menschen die Verantwortung für:
- ethische Entscheidungen,
- Kontextbewertung,
- kreative Problemlösung,
- Führung und Beziehungsgestaltung.
Das ist der eigentliche „Reimagination“-Moment: HR wird nicht durch KI ersetzt, sondern durch sie verstärkt.Kapazität wird frei, um den Fokus auf Kultur, Führung, Sinn und strategische Transformation zu richten.
Herausforderungen für HR
So verheißungsvoll die Technologie ist – sie bringt auch klare Hausaufgaben mit sich:
- AI Fluency: HR-Professionals müssen verstehen, wie KI funktioniert, wo ihre Grenzen liegen und wie man sie verantwortungsvoll steuert.
- Trust & Governance: Ohne klare Regeln zu Datenschutz, Transparenz und Bias bleibt Akzeptanz auf der Strecke.
- Change Management: Die Einführung von Agentic AI ist nicht nur eine Tech-Frage, sondern erfordert einen kulturellen Wandel.
- Skills & Rollen: HR muss seine eigenen Rollen neu definieren – weg vom administrativen Prozessmanager hin zum Architekten einer Human-Machine-Collaboration.

Fazit: HR als Architekt der Zukunft
Agentic AI ist kein Zukunftsszenario, sondern Realität im Aufbau. Für HR heißt das: Jetzt die Chance nutzen, die Funktion neu zu erfinden. Nicht, indem wir nur Kosten senken oder Prozesse beschleunigen, sondern indem wir den strategischen Wert von HR neu positionieren: als Gestalter von Arbeit, Kultur und Zukunftsfähigkeit.
Die zentrale Frage lautet: Nutzen wir KI, um HR effizienter zu machen – oder um die Arbeitswelt menschlicher und intelligenter zu gestalten?
Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. Sie ist so wichtig.
Mit meinen besten Grüßen
Ihr Marcus K. Reif









