Es vergeht kaum ein Führungskräfteseminar, ohne dass der Begriff Leadership fällt. Doch wann genau wurde aus Führung eigentlich Leadership – und warum tun wir oft so, als sei das etwas völlig anderes? Die Wurzeln reichen zurück zu Harvard-Professor John P. Kotter. In den 1980er Jahren stellte er erstmals die heute berühmte Unterscheidung auf:
- Management organisiert, plant, kontrolliert.
- Leadership inspiriert, motiviert, gibt Sinn und schafft Veränderung.
Später griffen Denker wie James Burns oder Berater wie Tom Peters diesen Gedanken auf – und klagten bereits damals: Unsere Organisationen seien „overmanaged und underled“.
Drei Missverständnisse über Leadership
In den Jahrzehnten danach entstanden Mythen, die wir bis heute mitschleppen:
1. Leader sind „besser“ als Manager
Plötzlich sollte jede Führungskraft Visionen haben und begeistern. Die Wahrheit: Unternehmen brauchen beides – Manager für Stabilität und Leader für Wandel. Wer eines von beidem glorifiziert, scheitert in der Realität.
2. Die Idealbesetzung ist der „Leader-Manager“
Kotter war hier radikal: Niemand kann beides zugleich in Perfektion sein. Es braucht Klarheit, welche Rolle im Moment gefragt ist – und die Größe, das Gegenstück wertzuschätzen.
3. Leader müssen charismatisch sein
Falsch. Führung ist keine Zauberei, sondern strategische Arbeit. Visionen müssen nicht brillant neu sein, sondern umsetzbar, glaubwürdig – und relevant für die Menschen.
Die eigentliche Aufgabe
Leadership lässt sich entwickeln. Aber nicht in Wochenendseminaren, sondern durch Kultur. Nur dort, wo ein Umfeld entsteht, das Vision und Verantwortung gleichermaßen zulässt, entfalten Menschen ihr Potenzial. Das eigentliche Ziel: Nicht in Kategorien wie „Leader“ oder „Manager“ zu denken, sondern beides als notwendige Pole einer erfolgreichen Organisation zu begreifen.
Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. Sie ist so wichtig.
Mit meinen besten Grüßen
Ihr Marcus K. Reif
