Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

„Chef, darf ich mal?“ – Warum wir in Unternehmen endlich aufhören müssen, Erwachsene wie Kinder zu behandeln. „Chef, kann ich nächste Woche Urlaub nehmen?“ – „Chef, ich muss morgen zum Zahnarzt, darf ich später kommen?“ – Sätze wie diese hört man in vielen Unternehmen täglich. Und das, obwohl eigentlich längst klar ist: Erwachsene brauchen keine Erlaubnis für Dinge, die in ihrem Verantwortungsbereich liegen. Trotzdem wird nachgefragt. Ständig. Überall.

Was hier auf den ersten Blick wie ein pädagogisches Problem wirkt – also eine Frage des individuellen Reifegrads – ist in Wirklichkeit ein strukturelles: Organisationen, insbesondere große Unternehmen, erzeugen systematisch ein Klima der Unmündigkeit. Und das hat Folgen. Für die Kultur insbesondere, aber auch für die Leistungsfähigkeit, Motivation und Innovationsfähigkeit. Diese sind nämlich von der Kultur abhängig!

28 % Rückfragezeit: Der Preis für Unsicherheit

Eine Studie der University of London zeigt: Wissensarbeiter:innen verbringen bis zu 28 % ihrer Arbeitszeit mit internen Rückfragen, Genehmigungen und Abstimmungen – vielfach ohne messbaren Mehrwert für Qualität oder Effizienz. McKinsey nennt dieses Phänomen „Organisational Drag“: administrative Reibungsverluste, die nicht Klarheit schaffen, sondern Kontrolle sichern.

Und Kontrolle hat in vielen Organisationen Vorrang vor Mündigkeit. Wer sich absichert, gilt als teamfähig. Wer entscheidet, als Risiko.

Konformität statt Urteilskraft

Fragen wie „Darf ich das verschicken?“ oder „Ist das so in Ordnung?“ sind selten echte Hilfeschreie. Sie sind Rituale. Ein kulturelles Einverständnis darüber, dass Entscheidungen besser nach oben delegiert werden – aus Angst, aus Unsicherheit oder schlicht aus Gewohnheit.

Das Ergebnis: Mitarbeitende verhalten sich wie Kinder, das Management wird zur Elterninstanz. Und der Schaden? Unselbstständigkeit, Frust, Zeitverlust – und ein massiver Verlust an Innovationskraft.

Strukturen verhindern Verantwortung

Der Kern des Problems liegt in der Organisation selbst. Viele Prozesse lassen keine echte Verantwortung zu – sie simulieren Entscheidungsfreiheit, wo keine gewünscht ist. Selbstverantwortung wird rhetorisch eingefordert, aber systematisch unterbunden.

Laut Gallup bitten 64 % der Mitarbeitenden regelmäßig um Freigaben, obwohl sie formal nicht nötig wären. Warum? Weil sie Sanktionen fürchten oder schlicht nicht gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen. Das ist kein individuelles Versagen – das ist ein Konstruktionsfehler der Organisation.

Die Lösung: Mut zur Entscheidung

Was hilft? Nicht mehr Freiheit im Sinne von „Ihr dürft alles!“, sondern klare Verantwortungsgrenzen. Wer entscheiden darf, soll auch entscheiden. Wer fragt, obwohl er es nicht muss, verlangsamt den Prozess – und verhindert Entwicklung.

Empowerment ist kein Trainingsprogramm, sondern eine Frage der Organisationskultur. Und diese beginnt damit, unnötige Rückkopplungsschleifen konsequent abzuschaffen.

Erwachsen handeln heißt: entscheiden können

Entscheidungsfähigkeit ist kein „Nice-to-have“. Sie ist Ausdruck geistiger Reife – und Voraussetzung für lernende Organisationen. Wer sie blockiert, produziert genau das Verhalten, das er später kritisiert: Inkompetenz, Passivität, Stillstand.

Deshalb müssen wir uns endlich fragen: Wollen wir wirklich erwachsene Mitarbeitende? Oder nur Menschen, die so tun, als wären sie es?

Die Antwort darauf bestimmt, ob unsere Unternehmen künftig gestalten – oder nur noch verwalten.

Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. Sie ist so wichtig.

Mit meinen besten Grüßen

Ihr Marcus K. Reif

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