Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Die Pandemie, der russische Krieg gegen die Ukraine, Lieferketten- und Energiekrise, die Polykrise an sich hat wichtige und essenzielle Erkenntnisse verhüllt: die Megatrends Demografie, Technologie und Wertewandel sind viel wesentlicher und wirken langfristig fatal auf die Arbeitgeber. Sie rücken allerdings durch kurzfristige Korrekturen an der Businessstrategie in den Hintergrund. Wir behandeln den menschlichen Faktor wie eine Ressource. Deshalb nennen sich die meisten Personalbereiche auch noch Human Resources, obwohl wir ein deutlich breiteres Portfolio betreiben.

HR brennt – und ihr schaut zu

Die letzten Jahre waren intensiv. Pandemie, Krieg in Europa, Lieferkettenchaos, Energiekrise, Inflation, Unsicherheit allenthalben. Klar, die Polykrise beansprucht alle und alles – Strategien werden im Monatsrhythmus angepasst, Prioritäten neu sortiert, Kosten genau beobachtet, Investitionen geschoben und vieles weitere mehr. Doch dabei verpufft eine zentrale Erkenntnis im Tagesgeschäft: Die wahren Gamechanger sind andere. Demografie, Technologie, Wertewandel – das sind die Megatrends, die unser Arbeitsleben langfristig und unumkehrbar prägen. Nicht das nächste geopolitische Beben oder der Rohstoffpreis am Mittwoch. Und trotzdem?

Wir tun so, als hätte HR unbegrenzt Kapazitäten, unbegrenzte Mittel – und unbegrenzte Nerven.

Jeden Tag das gleiche Spiel: HR soll funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk. Aber ausgestattet ist es wie eine Kaffeeküche aus den 90ern. Willkommen im ganz normalen Wahnsinn der Personalwelt.

Ad hoc. Und keine Wünsche, bitte

Die Anforderungen an die Personalabteilungen sind vielschichtig. Die einen wünschen mehr Strategie, andere mehr operative Exzellenz. Führungskräfte mehr Unterstützung, Mitarbeiter mehr Empathie. Chefs wünschen sich das Pflaster auf schlechte Führung mit einer stärkeren Arbeitgebermarke und besserem Employer Branding. Ganz nebenbei soll die Kultur transformiert werden, aber auch nur so weit, dass die bequeme Ecke bestehen bleibt. Entscheidungen aus dem Bauch heraus oder mit HR-Analytics? Wie gehen wir mit Konflikten um und wer moderiert diese? Wer und wie entwickeln wir Mitarbeiter und Führungskräfte weiter? Wer ist dafür zuständig, dass die Werte der Firma stabil bleiben? Und bitte alles gleichzeitig – und zwar gestern. Natürlich: HR macht das.

Und HR? Hat ein Team halb so groß wie nötig, Tools halb so brauchbar wie versprochen und Zeit, die nur auf dem Papier existiert. Aber wehe, irgendwo klemmt es: „HR liefert nicht!“. “HR hat keine Ahnung”. “HR ist zu bürokratisch”. “HR hat keine Ahnung vom Geschäft”. “HR steht wie eine Kuh quer im Stall”. Nein, HR jongliert mit Kettensägen, während der Boden brennt.

Ich greife nur mal ein Element raus. Die jährliche Mitarbeiterbefragung. Die negativen Dinge werden aufgelistet und die Verantwortlichkeiten für die Verbesserungen im nächsten Jahr verteilt. Oftmals landen irgendwelche Items auf der Liste für die Personalabteilung, doch welchen Hebel haben wir? Die Führungskräfte sind zu einem erheblich großen Teil zuständig für die Verbesserung, aber nicht HR. Wir werden zum Kulturmodellierer auserkoren, wobei jeder weiß, dass Kultur geprägt wird von den Einzelerlebnissen der Mitarbeiter. Von dem gerade so noch tolerierten schlechtesten Verhalten einzelner. Von Führungskräften, die nicht führen, sondern managen, von gelebter Bürokratie und von kleinteiligem Management.

HR ist kein Wunschbrunnen

HR ist kein Wunschbrunnen. Keine Zauberei. Und definitiv kein Reparaturbetrieb für alles, was im Unternehmen schiefläuft. Und doch beschäftigen wir hochqualifizierte HR-Profis mit Routinen, Dokumentation, Nachbuchungen, Systemproblemen und Excel-Schlachten – anstatt sie Kultur gestalten, Führung entwickeln, Leadership und Werte etablieren und fördern sowie Talente entwickeln zu lassen.

Warum eigentlich? Weil Entscheidungen lieber vertagt werden. Weil HR als Allzweckwaffe herhalten muss. Weil alle spüren, dass etwas schief läuft – aber keiner den Mut hat, etwas zu ändern.

Die unbequeme Wahrheit

Wenn HR ausbrennt, brennt der ganze Laden. Langsam. Leise. Aber sicher. Denn HR ist kein Kostenfaktor. HR ist Infrastruktur. HR ist Enabler für die richtige Kultur. HR und insbesondere das Employer-Branding und Recruiting sind Seismografen für Strömungen und Entwicklungen. Für eine gedeihliche Entwicklung und Prosperität des Unternehmens ist eine aktive und modern aufgestellte Personalabteilung unabdingbar. Wer das nicht versteht, sollte keine Verantwortung für Menschen tragen.

Was jetzt zu tun ist

Also: Wollen wir echtes, strategisches, menschenzentriertes HR – oder ein Reaktionszentrum mit Burnout-Flatrate?

Entlastung ist kein Luxus.
Sie ist die Voraussetzung dafür, dass HR den Job machen kann, den alle so dringend brauchen: Menschen stärken. Wandel begleiten. Zukunft gestalten.

Was das heißt?

  • schafft Bürokratie ab
  • lagert Standardprozesse aus
  • investiert in Systeme, die wirklich helfen (HR-KI)
  • gebt HR endlich Luft zum Atmen

Denn: Ohne HR geht nichts. Aber mit überlastetem HR geht eben auch nichts.

Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. Sie ist so wichtig.

Mit meinen besten Grüßen

Ihr Marcus K. Reif


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