Wenn ich an uns Personaler denke, wird mir oft warm ums Herz. Die HR-Funktion entwickelt sich in die richtige Richtung. Viele Mitstreiter aus der HR-Familie sorgen dafür, dass der Mensch wieder mehr im Mittelpunkt des Handels des Arbeitgebers steht. Die Recruiting-Familie schiebt mächtig Modernisierungen an. An manchen Tagen zweifle ich allerdings, ob wir stringent und konsistent arbeiten können. Irgendwas ist ja immer.
Doch wo stehen wir denn heute? Vom Streben nach Purpose-getriebenen Arbeitgebern ist doch kaum mehr was übrig geblieben. Wir leben in der Polykrise und versuchen unsere Arbeit, die strategische Transformation durch die hohe Komplexität des Alltags zu steuern. Kaum zu schaffen, erst recht nicht, wenn das Personalwesen wieder auf die operativen Themen zurückgestutzt wurde. Schauen wir uns mal den Arbeitsmarkt an. Was passiert dort?
Nachfrage nach Personalern bricht ein
Das Personalmagazin berichtet, dass die Nachfrage nach Personalern einbricht (auf Basis des Arbeitsmarkt-Indexes der Jobplattform Indeed). Nach dem im letzten Jahr gipfelnden Aufwärtstrend bricht die Nachfrage nach Arbeitskräften dieses Jahr im Vergleich zu den Zahlen aus dem Vorjahr um 17,4 Prozent ein, bei Personal-Funktionen um -35,3 %. Das ist ein Niveau, das zuletzt im August 2021 erreicht wurde. Nach den guten Jahren mit vielen hoffnungsvollen Transformationsabsichten gibt es nun keinen großen Bedarf mehr an HRlern? Seltsam kurz gesprungen.
Werden wir morgen noch gebraucht?
Die letzten 25 Jahre ging es mit der Nachfrage nach Personalern mit einem neuen Kompetenzset eigentlich stetig bergauf. Werden wir morgen noch gebraucht? Das ist eine interessante Frage! Es stimmt, dass einige Studien einen Rückgang der Nachfrage nach Personalern in der traditionellen Form prognostizieren. Siehe auch die Indeed-Analyse oberhalb. Durch die Digitalisierung und Automatisierung übernehmen viele Routineaufgaben. Aber das bedeutet nicht, dass Personalarbeit an Bedeutung verliert. Ganz im Gegenteil: Sie verändert sich und wird strategischer.
Hier sind einige Punkte, wie moderne Personalarbeit trotz sinkender Nachfrage gelingen kann:
1. Fokus auf strategische Aufgaben:
- Talent Management: Identifizierung, Entwicklung und Bindung von Talenten wird immer wichtiger. HR muss Strategien entwickeln, um die besten Köpfe zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden.
- Change Management: In Zeiten der digitalen Transformation und des Wandels müssen Unternehmen flexibel und anpassungsfähig sein. HR spielt eine Schlüsselrolle bei der Begleitung von Veränderungsprozessen und der Förderung einer innovationsfreundlichen Kultur.
- Employer Branding: Der Wettbewerb um die besten Talente ist groß. HR muss eine starke Arbeitgebermarke aufbauen und die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Mitarbeiter erhöhen.
- Data Analytics: Die Analyse von Personaldaten hilft, Trends zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen. HR kann so die Effizienz von HR-Prozessen verbessern und die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.
2. Neue Kompetenzen entwickeln:
- Digital Skills: HR-Mitarbeiter müssen die neuen Technologien kennen und einsetzen können, z.B. HR-Software, Social Media Recruiting, etc.
- Business Acumen: HR muss die Geschäftsstrategie des Unternehmens verstehen und seine Arbeit daran ausrichten.
- Consulting Skills: HR agiert als Berater für Führungskräfte und Mitarbeiter und unterstützt sie bei allen Personalfragen.
- Agile Arbeitsweisen: HR muss flexibel und schnell auf neue Herausforderungen reagieren können.
3. HR als Business Partner:
- HR muss sich als strategischer Partner der Geschäftsführung etablieren und einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.
- HR muss die Sprache des Business sprechen und seine Leistungen in messbaren Kennzahlen darstellen.
4. Digitalisierung und Automatisierung nutzen:
- Routineaufgaben automatisieren, um Zeit für strategische Aufgaben zu gewinnen.
- Digitale Tools nutzen, um Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Zukunft der Personalarbeit liegt in der strategischen Ausrichtung, der Entwicklung neuer Kompetenzen und der Nutzung digitaler Technologien. HR-Mitarbeiter müssen sich als Business Partner verstehen und einen aktiven Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Bedarf an qualifizierten HR-Fachkräften weiterhin bestehen wird. Unternehmen brauchen Experten, die die Herausforderungen der Zukunft meistern können.
Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.
Mit meinen besten Grüßen
Ihr Marcus K. Reif