Die Zeiten haben sich geändert. Mitarbeiter werden wieder in die Büros beordert, vor-Ort-Präsenz zählt mehr als Leistung aus dem Home-Office. In vielen Branchen wird Personal abgebaut, welches für gutes Geld in den letzten Jahren mühsam gewonnen wurde. Vielen ist nicht klar, wieso aufgrund des schnöden OPEX-Managements die Leute nun gehen müssen, obwohl sie gestern noch gebraucht wurden. Natürlich stelle ich nicht in Abrede, dass in Wachstumsphasen manch kommode Entscheidung getroffen wurde, die man aus Effizienzgesichtspunkten in wirtschaftlich angespannten Zeiten vermutlich eher nicht getroffen hätte.
Die Polykrise lässt sich einfach beschreiben: zu hohe Komplexität, zu viele Marktvariablen, zu hohe Preisdynamik, volatile Märkte, kaum mittelfristige Planbarkeit, hinzu kommen steigende Preise, Lieferkettenschwierigkeiten, hohe Unsicherheit in den Märkten. Wir messen das im IFO-Index, der Inflationsrate und natürlich auf dem Arbeitsmarkt.
Die Herausforderung in der Polykrise für uns bleibt aber: Wie kann eine operative HR-Strategie rund um Demografie, Komplexitätsbeherrschung, Kompetenzsicherung und langfristige Talent-Strategie gelingen?
Leadership in der Polykrise ist eine echte Herausforderung! Führungskräfte müssen heute mehr denn je in der Lage sein, mit Komplexität, Unsicherheit und ständigem Wandel umzugehen. Manche Manager verkennen aber, was Führung wirklich bedeutet. Da wird Büropräsenz gleichgesetzt mit Leistung. Lautstärke wird mit Führungsstärke verwechselt. In Krisenzeiten wird nach starker Führung gerufen, doch wir bekommen Micromanagement und Bürokratie. Das ist keine Führung!
Leadership in der Polykrise
Wir brauchen mehr Optimismus und Zukunftsorientierung, Mut und Risikobereitschaft. Der Purpose wird gerade geschliffen, allerdings ist in dunklen Zeiten gerade der Sinn elementar. Wir brauchen Zuversicht, um in Krisenzeiten einen Kompass zu haben. Menschen brauchen Orientierung. Wir suchen nach der richtigen Balance aus Depression und Hoffnung, aus bedrückt sein und zuversichtlich, aus “alles wird sich fügen” und “wie soll das alles gelingen?”. Mehrdeutigkeit auszuhalten, ist schon heute eine Schlüsselkompetenz für Führungskräfte.
1. Situationsbewusstsein und Agilität:
- Vernetztes Denken: Die verschiedenen Krisen hängen oft zusammen. Führungskräfte müssen die Zusammenhänge erkennen und ganzheitliche Lösungen entwickeln.
- Frühwarnsysteme: Es ist wichtig, Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig reagieren zu können.
- Flexible Anpassungsfähigkeit: Pläne müssen immer wieder an die sich verändernde Situation angepasst werden. Agilität und Flexibilität sind entscheidend.
2. Kommunikation und Transparenz:
- Klare Kommunikation: Offen und ehrlich über die Herausforderungen sprechen und die Mitarbeiter einbeziehen.
- Transparente Entscheidungen: Die Gründe für Entscheidungen klar kommunizieren und nachvollziehbar machen.
- Aktives Zuhören: Die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter ernst nehmen und auf ihre Bedürfnisse eingehen.
3. Resilienz und Optimismus:
- Mentale Stärke: Führungskräfte müssen in der Lage sein, mit Stress und Druck umzugehen.
- Positive Einstellung: Zuversicht und Optimismus ausstrahlen, um Motivation und Vertrauen zu stärken.
- Lösungsorientierung: Den Fokus auf die Chancen und Möglichkeiten richten, die in der Krise liegen.
4. Kollaboration und Empowerment:
- Zusammenarbeit fördern: Silos aufbrechen und die Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hinweg stärken.
- Mitarbeiter befähigen: Verantwortung delegieren und Mitarbeiter in die Entscheidungsfindung einbeziehen.
- Diversität fördern: Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen nutzen, um bessere Lösungen zu finden.
5. Ethik und Nachhaltigkeit:
- Verantwortungsvolles Handeln: Die Auswirkungen von Entscheidungen auf Mensch und Umwelt berücksichtigen.
- Langfristige Perspektive: Nicht nur kurzfristige Lösungen suchen, sondern nachhaltige Strategien entwickeln.
- Werteorientierung: Führungskräfte müssen Vorbilder sein und ethisches Verhalten vorleben.
zusätzlich:
- Kontinuierliches Lernen: Führungskräfte müssen sich ständig weiterbilden und neue Kompetenzen erwerben.
- Selbstreflexion: Das eigene Führungsverhalten regelmäßig reflektieren und an die Herausforderungen anpassen.
Leadership in der Polykrise erfordert neue Denk- und Handlungsweisen. Führungskräfte müssen mutig, innovativ und emphatisch sein, um ihr Unternehmen erfolgreich durch die Turbulenzen zu führen.
Es ist wichtig zu betonen, dass es keine “One-size-fits-all” -Lösung gibt. Jede Krise ist anders und erfordert individuelle Lösungsansätze. Und genau das ist Führung. Ambiguitätstoleranz: der Umgang mit Gegensätzen. Das ist eben so in Krisen.
Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.
Ihr Marcus K. Reif