In der Arbeitswelt gibt es zwei Glaubenssätze. Der eine ist, die Karriere wird mit Erreichen des 50. Lebensjahrs schwierig. Und der zweite ist, dass wir auf Menschen über 50 Jahren im Arbeitsmarkt nicht verzichten können. Ist das ein Widerspruch? Ich fürchte ja. Schauen wir uns das mal an.
Mitarbeiter Ü50 sind geländegängig
Aus vielen Richtungen hört man immer wieder die Erfahrungen, dass mit dem Erreichen des 50. Geburtstags das Interesse an dir und deiner Arbeitskraft nachlässt. Weshalb eigentlich? 17 Jahre Arbeit liegen noch vor uns. In einem enger werdenden Arbeitsmarkt sind Erfahrung und Expertise doch doppelt wichtig. Da darf auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Zeit der Polykrise die erfahrenen und vermutlich auch teuren Arbeitskräfte aus den Unternehmen komplimentiert werden. Viele Unternehmen dünnen ihre Payroll aus, managen die OPEX und dabei gehen haufenweise erfahrene Mitarbeiter im Alter zwischen 45-65 aus den Unternehmen. Oftmals sind dies naturgemäß die Mitarbeiter mit den höheren Gehältern, aber auch mit der besten Expertise und Erfahrung. Geländegängig seien sie, formulierte mal ein bekannter Headhunter solche Personen in einem Gespräch.
Gibt es “zu alt” für die Karriere?
Doch was ist eigentlich alt? Ist alt derjenige, der Personalpronomen noch groß und dass mit ß schreibt, der sich mit E-Mail schwer tut und Analytics sowie KI für Mumpitz hält? Oder ist es nur jemand, der Ü50 ist? Vielleicht das Max-iPhone nutzt, weil der Bildschirm größer ist, eine Gleitsichtbrille sein Eigen nennt etc. Ich habe darauf noch keine schlüssige Antwort.
Aber auf jeden Fall ist das magische Alter “Ü50” ein Showstopper für die Karriere. Ich kann es nicht anders sagen. Man fliegt aus den Recruitingprozessen alleine anhand des Geburtsjahres. Niemand wird das zugeben, denn wir sind ja AGG-treu. Doch erkennbar wird gerade in der Polykrise anders rekrutiert. Es müssen Menschen sein im Alter zwischen 30 und 45, die gehaltlich nicht auf dem Niveau der Generation X liegen. Also weniger erfahren und nicht so teuer.
Das liegt sicherlich an der Polykrise, dass Mitarbeiter, denen man vor zwei Jahren noch keine exponierte Rolle zutraute, heute das Prä haben vor einer externen Einstellung. Denn man weiß ja nicht, wer da kommt. Könnte ein Jobhopper sein, ein Blender, jemand, der einfach nicht überzeugt.
Evident für diese Entwicklung ist der schwächelnde Arbeitsmarkt nach Jahren der Belebung.
Deutscher Arbeitsmarkt knickt ein
Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes anhand der LinkedIn Hiring Rate
-5,74
Auch in er Entwicklung der Hiring-Rate geht der Arbeitsmarkt deutlich runter. Man sieht hier anhand des Linkedin-Hiring-Rate-Indikators den Drop in der Pandemie, aber auch den Abfall seit 2023 über ein sehr schwieriges Jahr 2024.

Aging Workforce
Die Altersverteilung zeigt anschaulich, dass 11,5 Mio. Erwerbstätige im Alter von 55-74 Jahren liegen. Und noch mal 8,9 Mio. Erwerbstätige in der Alterskohorte von 45 bis 54 Jahren. Mit dieser Haltung nehmen wir bewusst 47 % der Erwerbstätigen aus dem Fokus. Oder rund 20,4 Mio. Erwerbstätige von 43 Mio. insgesamt. Das ist nicht nur mathematisch verrückt, sondern auch strategisch.
Appell an das Alter und die Erfahrung

Durch Zufall habe ich auf Linkedin diesen Beitrag gesehen. Ein Personalberater zeigt auf, welche Chancen heute schon in der Politik den Älteren zukommen und appelliert an die Unternehmen, ihre Einstellungskriterien doch anzupassen.
Es ist 2025.
Zweifelsohne mit die wichtigsten Positionen auf diesem Planeten. Sie alle verfüg(t)en über grenzenlose Energie, Belastbarkeit und Erfahrung.
Bitte denken Sie bei Ihrem Einstellungsverfahren daran, und übersehen Sie keine Bewerber, die 50, 60 oder mehr Jahre alt sind.
Ich werde so lange die Werbetrommel rühren, bis die Altersdiskriminierung verschwunden ist!
Relevant mit Ü50
Mitarbeiter über 50 haben viele Vorteile für ein Unternehmen. Hier sind einige überzeugende Gründe, warum ihre Einstellung sinnvoll ist:
1. Erfahrung und Fachwissen
Ältere Mitarbeiter bringen oft jahrzehntelange Berufserfahrung mit, wodurch sie komplexe Aufgaben effizient lösen und jüngere Kollegen anleiten können.
2. Hohe Zuverlässigkeit und Loyalität
Statistisch gesehen wechseln ältere Arbeitnehmer seltener den Job, was die Fluktuation reduziert und langfristige Stabilität im Unternehmen fördert.
3. Mentorenrolle für jüngere Mitarbeiter
Sie können ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an jüngere Kollegen weitergeben und als Mentoren fungieren, was den Wissenstransfer und die Teamentwicklung unterstützt.
4. Gut entwickelte Soft Skills
Durch ihre Erfahrung haben ältere Mitarbeiter oft ausgeprägte soziale Kompetenzen, wie Konfliktlösung, Kommunikationsfähigkeit und Empathie.
5. Geringere Einarbeitungszeit in ihrem Fachbereich
Dank ihres fundierten Know-hows benötigen sie oft weniger Schulung und können schnell produktiv arbeiten.
6. Positives Unternehmensimage und Diversität
Unternehmen, die altersgemischte Teams fördern, zeigen gesellschaftliche Verantwortung und stärken ihre Arbeitgebermarke. Zudem profitieren Teams von unterschiedlichen Perspektiven.
7. Stabilität in stressigen Situationen
Ältere Arbeitnehmer sind oft krisenerprobt und lassen sich weniger von Stress oder Unsicherheiten aus der Ruhe bringen.
8. Fördermöglichkeiten und finanzielle Vorteile
Es gibt staatliche Förderprogramme und finanzielle Anreize für Unternehmen, die ältere Arbeitnehmer einstellen, wie Lohnkostenzuschüsse oder Steuervergünstigungen.
9. Verständnis für ältere Zielgruppen
Falls Ihr Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen für eine ältere Zielgruppe anbietet, können ältere Mitarbeiter wertvolle Einblicke liefern.
10. Förderung der Unternehmenskultur
Ein ausgewogener Altersmix verbessert die Unternehmenskultur, indem verschiedene Generationen zusammenarbeiten und voneinander lernen. Insgesamt bringen Mitarbeiter über 50 viele Vorteile mit sich – für die Produktivität, das Arbeitsklima und die langfristige Unternehmensstrategie.
Ich bin alt. Ist das schlecht? Warum die Einstellung von Mitarbeitern Ü50 entscheidend ist. Denn Mitarbeiter Ü50 sind geländegängig und kennen die Abkürzungen! Share on XIch wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.
Mit meinen besten Grüßen
Ihr Marcus K. Reif