Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Home-Office ist nicht Heimarbeit, sondern ein Flexibilisierungsinstrument

Marissa MayerDa hat Marissa Mayer eine Debatte losgetreten. Sie beorderte 12.000 Yahoo-Mitarbeiter (die Zahl kann ich nicht verifizieren, nur wiedergeben) wieder ins Yahoo-Büro zurück. Einige postulieren den Kampf gegen das Home-Office, den Yahoos neue Chefin, die ehemalige Google-Top-Managerin Marissa Mayer, gar nicht ausgerufen hat. Mayer möchte ihre Kollegen, die fest von zu Hause aus arbeiten, wieder in der Zentrale haben. Begründung ist nachvollziehbar der Effiziengedanke, denn die besten Ideen hätte man schließlich in der Cafeteria und im sozialen Austausch zwischen und mit den Kollegen. Stimmt, Begründung geschenkt. Wir obliegen einer falschen Definition! Marissa Mayer schafft keineswegs das Flexibilisierungsinstrument “Arbeit außerhalb des Büros ab”, sondern den dauerhaften Arbeitsplatz außerhalb der zentralen Bürostandorte. Meldungen dazu gibt es etliche:

Welt.de: Yahoo-Chefin Mayer zwingt alle Mitarbeiter ins Büro
W&V: Aus fürs Home-Office:Yahoo-Mitarbeiter müssen ins Büro
Golem.de: Marissa Mayer Yahoo verbietet Homeoffice wegen sinkender 
N-TV.de: Büro oder Kündigung: Yahoo verbietet Homeoffice
Spiegel.de: Debatte um Home-Office – Ode ans Büro

Man muss da einige Dinge wirklich trennen in der Debatte, sonst verkommen die Personalinstrumente doch zur fatalen Farce. In den USA und gerade bei vielen ehemaligen New-Economy-Unternehmen, wie Google oder Yahoo eben – aber auch vielen, vielen anderen -, ist es ein ganz normaler Vorgang, dass Mitarbeiter auch vollständig und komplett von zu Hause aus arbeiten. Eine Präsenz im Büro ist über Monate hinweg nicht auf der Agenda. Und genau das unterscheidet das angloamerikanische System “Home-Office” von dem in Deutschland als Flexibilisierungsinstrument genutzten “Home-Office”. Wenn die Deutschen ein Äquivalent zum US-amerikanischen Home-Office nutzen, wäre dies die Tele-Arbeit oder Heim-Arbeit. Home-Office ist in unserem Sprachgebrauch und als Instrument moderner Personalpolitik die “fallweise Arbeit außerhalb des Büros”, zum Beispiel tageweise. Aber eben nicht das dauerhafte Arbeiten von zu Hause, was rein versicherungstechnisch und in puncto Gefährdungsbeurteilung und gesetzliche Ansprüche sowie Verordnungen an einen modernen Arbeitsplatz auch kaum darstellbar ist.

Definition Heimarbeit

Unselbstständige Heimarbeit ist eine Form der Lohnarbeit (bzw. der nicht selbstständigen Erwerbsarbeit), bei der der Arbeitsplatz entweder in der eigenen Wohnung oder in selbst gewählter Arbeitsstätte der Beschäftigten liegt, während der Arbeitgeber die Produktionsmittel zur Verfügung stellt und das Eigentum an dem hergestellten Produkt erwirbt. Die Heimarbeitsentgelte werden in der Regel durch (rote) „Bindende Festsetzungen“ als Mindestentgelte je Stunde oder je bearbeitetes Stück, in Ausnahmefällen auch durch Spezial-Tarifverträge, bestimmt. Staatliche Entgeltprüfer (Gewerbeaufsichtsämter – Staatliche Ämter für Arbeitsschutz) überwachen die Einhaltung der Mindestarbeitsbedingungen.
Im Gegensatz zu Arbeitnehmern unterliegt der Heimarbeiter nicht dem Direktionsrecht des Auftraggebers und ist auch nicht in dessen Betrieb eingegliedert. Gleichwohl ist seine Arbeit prinzipiell nach gleichen Grundsätzen wie bei Arbeitnehmern in der Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen-, Renten- und Unfallversicherung sozialversicherungspflichtig. Quelle: wikipedia.org/Heimarbeit

Wenn also Marissa Mayer nun eine Entscheidung trifft, alle in Heimarbeit bzw. Telearbeit wirkenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem eigenen Arbeitsplatz am Yahoo-Standort zu beglücken und somit die Workforce wieder zu zentralisieren, ist das alles andere als das Ende des Flexibilisierungsinstruments Home-Office nach hiesiger Lesart.

Weshalb schreibe ich das? Lest die Zeitung. Mayers Entscheidung klingt, schmeckt und riecht genau nach diesem Ende.

Büros fördern Kreativität, verhindern Faulheit wie Selbstausbeutung und sorgen für ein besseres Privatleben

Flexibilisierungsinstrument Home-Office

Und dabei wird es bleiben. Ich bin sehr sicher, überzeugt und bleibe dabei. Aus meiner Erfahrung hat sich das Flexibilisierungsinstrument Home-Office mehr als rentiert. Es sorgt für unbürokratische Vereinbarkeit persönlicher Präferenzen und Verpflichtungen, der vollen Konzentration auf bestimmte berufliche Themen ohne büroalltägliche Ablenkungen und sorgt für Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Home-Office ist vermutlich kein prägender Begriff dafür, doch gerade in einem enger werdenden Arbeitsmarkt und den Bedürfnissen der heutigen Absolventen der Generation Y gehört die Möglichkeit zur Flexibilisierung der Arbeitszeit und des Arbeitsorts zu den höchsten Prioritäten. Wir sollten wegen einer Missinterpretation der Medien das Bündel großartiger Errungenschaften moderner Personalpolitik wieder über Bord werfen und uns ins Jahr 1985 beamen.

Bleiben Sie frohen Mutes, irgendwie!

Beste Grüße

Marcus Reif

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