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Leihstimmen

Leihstimmen wird sicherlich auf die Liste der Unwörter des Jahres 2013 kommen. Sei’s drum. Man hat aber gesehen, dass insbesondere die Alterkohorte der über 60-Jährigen sehr taktisch gewählt hat. Also mit der Erststimme den CDU-Kandidaten und mit der Zweits1.000 die Landesliste der FDP. So kamen rund 101.000 Stimmen für die FDP zusammen, die aus dem Lager der CDU-Wähler rüberwanderten. Hierzu hatte Spiegel.de einen exzellenten Artikel veröffentlicht: Wählerwanderung: FDP profitiert von 101.000 CDU-Leihstimmen. Also die “Leihstimme” ist nichts anderes als eine taktische Splittung der Erst- und Zweitstimme auf zwei Parteien des so genannten bürgerlichen Lagers. Das Wählerklientel der CDU und FDP – mehrheitlich in dieser Alterskohorte – hat damit bewusst gewählt, um die FDP in den Landtag und über die 5%-Hürde zu hieven. Die Intention ist aufgegangen, wurde die FDP doch in den Wahlprognosen irgendwo zwischen 2-4 % angesiedelt.

Schauen wir uns mal die Wahlprognosen und das vorläufige amtliche Endergebnis in der Gegenüberstellung an:

Prognose und Ergebnis

Prognose 22.12.2012

vorl. Ergebnis

Differenz

CDU 40% 36,0% -4,0%
SPD 34% 32,6% -1,4%
Grüne 13% 13,7% 0,7%
FDP 4% 9,9% 5,9%
Linke 4% 3,1% -0,9%
Piraten 4% 2,1% -1,9%
Sonstige 4% 2,6% -1,4%

Habe aus den Prognosen mal die des ZDFs herausgenommen. Das ZDF beauftragte hierfür das Forschungsinstitut Forschungsgruppe Wahlen.

Man sieht sehr genau, dass die Prognose für das “Lager” CDU/FDP einigermaßen aufgegangen ist. Prognostiziert wurden 44 %, erreicht wurden 45,9 %. 2 % hoch oder runter sind statistische Toleranz. Die SPD wurde mit 34 % prognostiziert, erreichte 32,6 %. Im “Lager” der SPD/Grüne waren 47 % und somit eine 3 %-Punkte höhere Prognosemehrheit im Vergleich zum “Lager” CDU/FDP vorhergesagt. Herausgekommen sind 46,3 %. Also trifft die Prognose hier auch relativ genau zu, wenn man die übliche Toleranz berücksichtigt. Den Rest brauche ich nicht zu kommentieren.

Als Fazit zu den Prognosen kann man sagen, dass diese doch recht präzise das “Lager” abbilden. Die Auffälligkeiten des SPD-Bundestagswahlkandidaten Peer Steinbrück haben sicherlich das SPD-Ergebnis gemindert, profitiert haben die Grünen. Aus Erfahrung und den demoskopischen Analysen bleiben die Wähler mehrheitlich bei ihrem “Lager”. Das ist nicht bei jeder Wahl so, viele Wechselwähler springen auch zwischen den Lagern. So bekam die SPD 34.000 CDU-Wähler “zugewandert”, die CDU profitierte von den Linken und dem Nichtwähler-Lager. Mehr dazu im vorgenannten Spiegel-Artikel.

Alle Prognosen sind hier ersichtlich:

ltwnds

Quelle und Link: http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/niedersachsen.htm

Natürlich gibt es in der Statistik eine Menge Möglichkeiten, weshalb man die Prognose so trifft, wie man sie trifft. Nichtsdestotrotz ist die Sonntagsfrage jede Woche aufs Neue eine Überraschung wert.

Spott vom SPD-Vorsitzenden

Sigmar Gabriel spottete in Richtung der FDP:

Eigentlich gibt’s die nur, wenn sie Fremdblutzufuhr kriegt – die Partei existiert eigentlich nicht mehr

Ich verstehe nicht, was diese Wählerverachtung und politische Missgunst soll. Erwartet er, dass ihm danach die Menschen zu füßen liegen? Unfassbar. Aber noch nicht das Ende seiner verbalen Ausfälle. Auf Twitter verkündete Herr Gabriel, dass jede Stimme für die Linke und für die Piraten eine verlorene Stimme sei. Das ist äußerst undemokratisch und zeigt seine Geringschätzung ob der politischen Pluralität und der Wahlprogramme dieser beiden Parteien:

ltwnds_sgmr

Hatte dazu auf Twitter entsprechend geantwortet – wie so viele andere auch! Nun kann man über die Wahlprogramme von den Linken und den Piraten unterschiedlicher Auffassung sein. Das ist legitim. Aber den Wählern – in Summe waren das auch 5,2 % aller abgegeben Stimmen – nun zu sagen, dass sie die SPD nicht unterstützt haben, braucht es meiner Ansicht nach nicht. Wenn diese 5,2 % abgegebenen Wählerstimmen die SPD hätten wählen wollen, hätten sie es getan. Aber sie entschieden sich – vermutlich bewusst – für eine andere Partei.

Beste Grüße

Marcus Reif

 

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