Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Als eines der wichtigen Hobbys beschäftige ich mich mit der deutschen Sprache. Gar nicht so einfach als jemand aus der Generation, der in alter deutscher Rechtschreibung gebildet wurde. Seit der Rechtschreibreform 1996 mit den Anpassungen in den Jahren 2004 und 2006 versuche ich, die neuen Regeln anzuwenden. Das ist nicht ganz so trivial. Reformen in der Theorie sind das eine, daran orientiert in der Realität zu schreiben ist das andere. Also geht es in meinem Blog in der Rubrik Orthografie um die angewandte Rechtschreibung.

Ich lese viele Nachrichten, Zeitungen, E-Mails, Briefe und Texte. Das bringen der Job, aber auch meine Hobbys mit sich. Gerade das soziale Netzwerk Facebook offenbart das ein oder andere Bonmot zur angewandten Rechtschreibung. Das soll jetzt nicht nach Kulturpessimismus klingen, aber bedenklich ist das schon.

Lösungsorientiert oder problemorientiert?

Eigentlich war das für mich nie ein Thema für die Gruppe “falsche Freunde” oder syntaktische Fehler. Nun höre ich oft – im Job und in der Politik – die Beschreibung einer Herangehensweise “problemorientiert” oder “am Problem orientiert”. Dies ist Lösungsorientierung, nichts anderes. Für mich klang das gefühlt – um diesen Stilismus “gefühlt” mal zu gebrauchen – falsch. Was ist richtig?

Also handelt jemand “am Problem orientiert”, ist dies im Sprachgebrauch ein lösungsorientiertes Verhalten. Im allgemeinen Sprachgebrauch nehme ich dies allerdings diametral wahr. Jemand der problemorientiert handelt, wird aus meiner Betrachtung als jemand wahrgenommen, der die Lösung aus dem Auge verloren hat und sich über die Beschreibung der bekannten Probleme einem Thema nähert. Wieder etwas gelernt!

Häufige Fehler

Schauen wir mal auf einige andere Fehlerchen, die oft und gerne den Weg in den angewandten Sprachschatz finden. Das gesprochene Wort differenziert zurecht vom geschriebenen. Dennoch schreiben mehrheitlich die Menschen so, wie sie sprechen. Inklusive der Fehler.

Falsch: in rauhen Mengen

Richtig: in rauen Mengen

“In rauen Mengen” steht für ‘sehr viel’.

Falsch: am Besten

Richtig: am besten

Die Vergleichsformen von „gut“ lauten „gut – besser – am besten“. Hierbei wird am besten im Gegensatz zur substantivischen Verwendung „das Beste“ auch nach neuer Rechtschreibung kleingeschrieben.

Falsch: Der Ärger ist vorprogrammiert

Richtig: Der Ärger ist programmiert

Erklärung ist recht einfach. Manche bezeichnen dies als aufgeblähtes Adjektiv. Denn, wenn etwas programmiert ist, ist es bereits vorab in diese Entwicklung intendiert. Dieser sprachliche Pleonasmus wird durch die Vorsilbe “vor-” deutlich. Also, weg damit.

Falsch: Gang und gebe

Richtig: Gang und gäbe

Das ist nicht ganz so trivial. Diese Redewendung, die beschreibt eine übliche Handlungsweise und stammt aus dem Mittelhochdeutschen. Gang bezieht sich nicht auf den Gang, sondern auf das Adjektiv “gängig”. Gäbe ist alter Sprachgebrauch und bedeutet so viel wie “angenehm” oder auch “gültig”. “gang und gäbe” wird klein geschrieben, trotz der veralteten Schreibart. Vom Wortursprung bezieht sich diese Redewendung auf die damaligen Zahlungsmittel, die weit verbreitet und damit gültig waren.

Falsch: Das ist der einzigste, der noch übrig ist

Richtig: Das ist der einzige, der noch übrig ist

Einzig lässt sich genauso wenig steigern wie perfekt, optimal, völlig, letzte oder tot. Bei diesen sogenannten Absolutadjektiven gibt es dafür auch keine Abschwächung. So gibt es weder “ein bisschen absolute” Lösungen, “weniger schwangere” Frauen oder “nicht ganz so leere” Gläser. Weniger oder mehr geht einfach nicht.

Falsch: Der Erfolg kam dank Mund-zu-Mund-Propaganda

Richtig: Der Erfolg kam dank Mundpropaganda

Da niemand anderen Menschen etwas in den Mund sagt, müsste es – wenn überhaupt – Mund-zu-Ohr-Propaganda heißen. Wer darauf setzt, dass sich etwas herumspricht, vertraut auf Mundpropaganda.

Falsch: Das ist ein echter Wehmutstropfen.

Richtig: Das ist ein echter Wermutstropfen.

Wer einen Tropfen Wermut in einen ansonsten süßen Cocktail mischt, sorgt für einen bitteren Beigeschmack. Kein Grund, wehmütig zu werden.

Falsch: Die Kinder mögen keine Gemüse-Spaghettis

Richtig: Die Kinder mögen keine Gemüse-Spaghetti

Wie auch immer Sie gerne Ihre Pasta essen: Spaghetti, Ravioli, Tortellini und Co. sind bereits mehr als eine Nudel. Im Italienischen steht das “i” schon für den Plural. Man isst ja auch keine Nudelns mit Sauce.

Geheim oder nicht-öffentlich

Universal wird dieses Adjektiv von allerlei Redaktionen verwendet, um was genau zu beschreiben? In der Regel sind es einfach nicht-öffentliche Vorgänge. Beispiel gefällig? Geheim gehört bei der BILD vermutlich zu den Top-10-Adjektiven. Nichts anderes als sensationsheischend ist das. Heute las ich auf der Nachrichtenseite N-TV.de die Überschrift: “iPhone 6 und iOS 7: Apple führt Geheimtests durch”. Was für ein Schwachsinn. Bei der Produktentwicklung ist es doch wichtig, dass Tests durchgeführt werden. Und diese sind nicht-öffentlich. Geheim … Blödsinn.

Schauen wir mal auf ein paar Erkenntnisse (meine) der letzten Wochen. Ich möchte gar nicht so vehement auf englische Kunstworte eingehen, die oft fälschlicherweise als Anglizismen bezeichnet werden, sondern eher auf im Alltag unsinnig angewandte Wortneuschöpfungen. Ein Besuch bei Starbucks kann da sehr erhellend sein. Ein ganz normaler Vanillekaffee heißt dort “Vanilla Latte to go”. Bei der Deutschen Bahn gibt es Neologismen, die englisch anmutend kein Engländer je verstehen würde. Service-Point, Rail-and-Fly usw. Bei Rail-and-Fly ist das besonders Lustige, dass es übersetzt “fluche und fliege” heißt. Wenn das nicht eine nette und überaus passende Analogie ist ;-). Die “Schiene” gibt ja genügend Anlass für Fluchereien.

Die Satzzeichen werden schnell zur Herausforderung. Komma-Setzung ist leider mittlerweile eine Disziplin, die nicht mehr jeder beherrscht. Der Bindestrich hingegen scheint das aussterbende Zeichen zu sein, dafür wird das Apostroph inflationär in Worte und Sätze gestreut. Auch dort, wo es gar nicht hingehört.

Kollaboration
Wer mit wem gerade kollaboriert, ist für viele täglich Brot. Hier ist allerdings kein Hintertreiben gemeint, sondern zusammenarbeit. Und die Zusammenarbeit ist richtig übersetzt die Kollektivarbeit, aber eben nicht die Kollaboration.

Sinn machen
Was heutzutage alles Sinn ergibt. “Sinn machen” ist die falsche Eindeutschung aus dem Englischen von »to make sense«, was »vernünftig sein« bedeutet. Die Phrase »Sinn machen« existiert nicht im Deutschen.

Mund-zu-Mund-Propaganda
Kann eigentlich nur etwas mit Küssen zu tun haben. Oder Mund-zu-Mund-Beatmung, die eigentlich nun Mund-zur-Nase gemacht wird. Schlicht und einfach ist dies Mundpropaganda.

in 2011
Da ist wieder so ein falscher Freund (false friend) aus dem Englischen. Im Englischen ist es obligatorisch, dass der Satzbezug auf ein Kalenderjahr mit “in” angeführt wird. Im Deutschen aber nicht. Hier sind die Zielvorgaben einfach. Nicht “in 2011” werden wir die Umsätze erhöhen, sondern einfach “2011” werden wir die Umsätze erhöhen.

etwas kommunizieren
Wie oft liest man in schwurbeligem Management-Kauderwelsch davon, dass “etwas kommunziert” werden muss. Das Verb kommunizieren kann allerdings nur intransitiv verwendet werden und erlaubt somit keinen Anschluss eines Akkusativobjekts.

Aber auch der Unterschied zwischen sensitiv anstelle von sensibel ist zu bemerken, ebenso gilt dies für sicherstellen anstelle von vergewissern.

Kompositum: In der deutschen Sprache können aus eigenständigen Worten neue Worte gebildet werden. Dies ist nahezu einzigartig in den bekannten Sprachen. Die Komposition ist ein Mittel der Wortbildung. Im Gegensatz zur Derivation (Bildung neuer Worte aus einem Ursprungsort) werden dabei lexikalische Morpheme (oder Morphemfolgen mit einem lexikalischen Morphem als Kern), die auch frei vorkommen können, zu einem neuen Wort kombiniert. Ein solches Wort nennt man Kompositum oder zusammengesetztes Wort. Hierzu gehört das allseits beliebte Wort:

Polizeihubschraubertankdeckelschlossschlüssel

Die Regel empfiehlt, ab 3-5 Worten eine Trennung des Kompositums mit Bindestrich.

Aus Dampf und Schiff wird ein Dampfschiff. Aus Willy Brandt und einem Platz wird der Willy-Brandt-Platz. Auf gar keinen Fall der Willy Brandt-Platz oder sogar der Willy Brandt Platz. Dieser Fehler kommt seit der aufkommenden Modeerscheinung der Anglizismen immer häufiger aufs Tapet.

Richtig ist:

  • Customer-Relationship-Management anstatt Customer Relationship Management
  • Supply-Chain-Management anstatt Supply Chain Management
  • Johann-Wolfgang-Goethe-Universität anstatt Johann Wolfgang Goethe Universität

Dies ändert sich nur, wenn der komplette Text einer anderen Sprache und somit nach anderen Regeln verfasst wird. Man muss bedenken, dass die Attraktivität eines Arbeitgebers auch an seinem Schreibstil und Sprachgebrauch gemessen wird.

Der Bindestrich liegt voll im Trend. Nicht zuletzt dem Einfluss der englischen Sprache ist es zu verdanken, dass das »Kamerateam« zum »Kamera-Team« wird, das »Layout« als »Lay-out« vermeintlich schicker aussieht und die »Spendenaffäre« als »Spenden-Affäre« irgendwie genießbarer zu werden scheint. Die neue Rechtschreibung hat diesen Trend bestätigt: Sie erlaubt Bindestriche überall dort, wo eine Zusammensetzung als unübersichtlich empfunden wird; theoretisch zulässig werden damit auch Schreibungen wie »Strand-Korb«, »Hosen-Träger« oder »Kinder-Garten«. Ihrer Zeit voraus – mit anderen Worten falsch – sind allerdings Schreibungen wie »Meyer Verlag« oder »Kunden Service«. Erst der Bindestrich macht das Kompositum zum Kompositum, selbst wenn er zu Monstrositäten führt wie der »Do-it-yourself-Bewegung«, der »Annette-von-Droste-Hülshoff-Ausgabe« oder dem »Auf-die-lange-Bank-Schieben«. Möglich sind nach dem amtlichen Regelwerk jetzt auch Schreibungen wie »Videonorm-gerecht« oder »Datenbank-gestützt«. Das Substantiv bleibt dann in seiner Großschreibung erhalten. Die amtliche Kommission rät von solchen Schreibungen allerdings ab.

14-tägig oder 14-täglich: »14-tägig« heißt »eine Zeitspanne von 14 Tagen dauernd« (z. B. »ein 14-tägiges Seminar«). Ein Ereignis findet hingegen »14-täglich« statt, wenn es sich alle 14 Tage wiederholt (z. B. »eine 14-täglich erscheinende Zeitschrift«). Vergleiche »wöchentlich«, »monatlich«, »jährlich«.

Status: Der Plural von »Status« lautet nach Auffassung der meisten Wörterbuchredaktionen »Status« (mit langem »u«), nach Mackensen »Statusse«, in keinem Fall jedoch »Stati«. Als Genitiv Singular wird einheitlich »des Status« genannt.

Beste Grüße

Marcus Reif

Pin It on Pinterest

Share This
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner