Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Erosion der Print-Medien – welche Zukunft hat die Zeitung?

Ein Thema, was Menschen bewegt und auch bewegen sollte. Die Zeitungen haben ein ökonomisches Problem. Die Erlöse rinnen weg, die Erlös-Säulen der Vergangenheit wurden durch andere Medien abgelöst, die Debatte über das aktuelle Leistungsschutzrecht mutet an wie das Verbeißen. Wir wissen alle, wie so etwas endet. Es steht mehr auf dem Spiel als der Wegfall irgendeines Verlags. Kleinst- und Klein-Redaktionen hatten es schon immer schwer, jetzt trifft es aber auch die großen Verlage, “the big cheese”.

Für manche steht nun die Zukunft des unabhängigen Qualitätsjournalismus zur Disposition. Dem kann ich beipflichten. Für mich war die Arbeit in den beiden Verlagen meiner biografischen Laufbahn eine ganz besondere Zeit. Deshalb widme ich wieder einmal und das überaus gerne einen Beitrag der Print-Media-Landschaft.

Siehe auch meine letzten Beiträge zu diesem Thema:

Vor uns steht eine epochale Veränderung der Medien- und Informationslandschaft. Davon bin ich überzeugt. Die Gründe hierfür sind einfach zusammenzufassen. Die Zeitung hat bis auf wenige Ausnahmen die Evolution der Print-Welt in die Internetwelt nicht mit den entsprechenden Geschäftsmodellen unterlegen können. Selbst Spiegel Online als der unangefochtene Marktführer hat einen volatilen Margenertrag.

Größte Entlassungswelle seit 1949

Prominenz steht mit geneigten Häuptern an der Bar. Angefangen von “Newsweek” über “Frankfurter Rundschau”, “Financial Times Deutschland” bis hin zu “Abendzeitung Nürnberg” – derzeit erschüttern immer neue Hiobsbotschaften Deutschlands Zeitungslandschaft.

Wie in allen großen Zeitungen zu lesen ist, stehen die 480 Mitarbeiter der Rundschau vor einer ungewissen Zukunft, bei der FTD rund 300, in Nürnberg sind es rund 80. Seit Kriegsende steht die deutsche Verlagswelt – nicht erst zum jetzigen Zeitpunkt überraschend – vor einer großen Entlassungswelle. Dies geht aus Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit hervor. Zitiert wird eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit mit den Worten: “Vorher sind mal einzelne Redaktionen insolvent gegangen. Aber das war nie die Größenordnung, die heute erreicht wird, wo wir mehrere Redaktionen haben, die viele Menschen freisetzen“.

Die “Financial Times Deutschland” erscheint am kommenden Freitag zum letzten Mal nach redaktionell-erfolgreichen 13 Jahren journalistischer Tätigkeit, allerdings nie mit einem Gewinn, sondern immer in den roten Zahlen. Dass eine Zeitung nach zwölf Jahren Verlust schließt, hat eine gewisse betriebswirtschaftliche Logik. Dennoch wird die journalistische Stimme in Deutschland fehlen. Die “Frankfurter Rundschau” hatte vor rund zwei Wochen Insolvenz angemeldet. Schon Ende September war die “Abendzeitung Nürnberg” nach 93 Jahren eingestellt worden. All das ist folgenschwer, fehlt doch wieder ein Stück der publizistischen Vielfalt.

Eine Studie der Universität Hamburg hat im Jahr 2005 gut 48.000 hauptberufliche Journalisten in Deutschland gezählt. Der frühere Chefredakteur der schwer angeschlagenen „Frankfurter Rundschau“, Uwe Vorkötter, sieht in den Massenentlassungen den Beginn einer Pleitewelle. Bis Ende Januar hat der Insolvenzverwalter noch Zeit, einen Investor zu finden. Sonst droht die Schließung. Vorkötter weiter: „Die Insolvenz des einen und das Aus für das andere Blatt sind Menetekel.

Die großen Verlage und prominenten Zeitungen sollten sich zusammentun, um zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwerfen. Alleine der Ruf nach der “Bezahlschranke” wird nur das Siechen verlangsamen, aber nicht einen zusätzlichen Euro durch eine Innovation erzielen. Die Bedeutung der Zeitung ist doch mehr als das Bedrucken von Papier. Hier geht es um die Qualität der Recherche und der journalistischen Analyse der einzelnen Redakteure, die mit ihrem Hintergrundwissen aus einer Sachinformation erst eine hintergründige Geschichte schreiben. Das wird verlorengehen!

Ich erinnere mich noch gut an die Aussage eines Geschäftsführers der besten Tageszeitung Deutschlands: “Unsere Einzigartigkeit weckt Begehrlichkeit”. Oder andersrum gesagt: so lange noch Umsätze im Print-Bereich generiert werden, so lange scheuen die Verlage noch den mutigen Weg.

Beste Grüße

Marcus Reif

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