Willkommen auf dem Blog von Marcus K. Reif | Meine Arbeit gibt Ihnen Zeit für Ihre!

Nicht erst seit Japan und der drohenden Atom-Katastrophe interessiert mich das Thema Energieversorgung. Leider wird dieses Thema viel zu populistisch diskutiert. Mit ein wenig mehr Sachlichkeit käme man schnell zu ein paar praktikablen Lösungen.

Hatte vorgestern eine Veranstaltung der CDU im Flörsheimer Keller mit einem Experten für Energiefragen. Herr Prof. Dr. Karl Keilen hat über die aktuelle und zukünftige Energieversorgung gesprochen. Möchte gerne einige Details teilen.

Deutschlands Energiemix besteht aktuell zu zirka 17 % aus regenerativen Energien. Der Stromverbrauch geht bis zum Jahr 2030 leicht zurück, bevor er danach deutlich ansteigt.

Ab 2030 wird die Windkraft rund 50 % der Energieversorgung abdecken, die solare Energieform nur zu rund 1/8. Was aber bemerkenswert ist, dass es einen regenerativen Solarimport geben wird im Jahre 2030 – dies bedeutet, dass ein hoher Anteil der solaren regenerativen Energie in der Wüste produziert und mit Überlandleitungen hierher transportiert werden wird. Da dies verhältnismäßig teuer ist, wird der solare Anteil nicht groß über 15 % Anteil an der Energieversorgung steigen.

Bis zum Jahr 2030 müsste der Anteil an Windkraft “onshore” verdoppelt werden. Die Differenzierung “on- und offshore” beschreibt eigentlich nur, ob die Windkraftanlage auf dem Land oder auf dem offenen Meer steht. Die Leistungsfähigkeit der Windkraftanlagen steigt exponentiell mit der Höhe, deshalb werden Anlagen mit einem Rotor-Durchmessen von 250-280 m entstehen. Diese Anlagen sind in windigen Bereichen sehr effizient, was für eine Küstennähe oder auf dem Meer vorgelagerte Offshore-Anlage sprechen würde.

Der Umbau der Energieversorgung kostet Geld. Wirtschaftlich betrachtet ist dies sogar eine Investition mit hoher Rendite. Die Erklärung folgt sofort:

  • hohe Investitionen in erneuerbare Energien
  • sehr schnelle Amortisation
  • die Finanzhilfen (Staatliche Förderung, Stand 2008) für Steinkohle liegen bei 0,95 Cent/kWh (Primärenergieverbrauch)
  • für Braunkohle bei 0,5 Cent/kWh
  • für Atomenergie bei 3,9 Cent/kWh
  • die Differenzkosten für erneuerbare Energien werden zum großen Teil durch Windkraftanlagen amortisiert (bis 2050; hohe Leistung, hohe Rendite, hohe Kapitalverzinsung)

Übrigens, der Wirkungsgrad eines thermischen Kraftwerks liegt bei ca. 38 %. Der Trend geht zu brennstofffreien erneuerbaren Energien, die dabei auch fast vollständig emissionsfrei sind. Die Zukunft der Energieversorgung liegt bei Wind, Photovoltaik und der Verbindung mit Energiespeicherbatterien.

Auch spannend fand ich die Aspekte, dass Windkraft viel flächeneffizienter sind, als andere erneuerbare Energien, wie z. B. Photovoltaik oder Bioenergie. Der spezifische Energieertrag bei Windkraft liegt bei 18 Mio. Kilowattstunden pro Hektar. Bioenergie hingegen bei 0,025 Mio. Kilowattstunden/Hektar. Also reicht ein Hektar für den Stromverbrauch von ungefähr 7-8 Haushalten pro Jahr! Das kann nicht effizient und sinnvoll sein.

Ein gewünschter oder sinnvoll genannter Energiemix sollte also mit Perspektive 2030/2050 wie folgt liegen:

  • 50 % Windkraft (on/offshore)
  • 30 % Photovoltaik
  • 5 % Bioenergie
  • 5 % Wasser
  • 10 % fossile Energieträger

Zur Atomkraft gab es auch interessante Aspekte. 440 Atomkraftwerke gibt es auf der Welt. Statistisch würde es alle 25 Jahre eine Kernschmelze geben. Ein neu zu bauendes Atomkraftwerk wird mit ca. 6 Mrd. EUR angegeben. Keine Versicherung schließt eine Police für die vollständige Deckung von eventuellen Schäden der Atomenergie ab. Im Grunde macht das Erdbeben in Japan mit den fatalen Folgen deutlich, dass die Atomkraft nicht mehr als eine Brückentechnologie ist, deren Ende eventuell sogar schneller kommt, als dies vereinbart wurde. Wie ich schon bloggte, sind in Hessen zum Beispiel mehr als 50 % des Energieverbrauchs durch Atomkraft. Da die beiden Reaktoren des Atomkraftwerks Biblis nun ruhen (Biblis B war bereits abgeschaltet, Biblis A wurde letzte Woche abgeschaltet), werden zirka 60 % des aktuellen Stroms aus den Nachbarländern importiert – übrigens produziert in Atomkraftwerken.

Mein Fazit ist, mit ein wenig Abstand zu den Geschehnissen müssen alle Beteiligte an einen Tisch, in großer Sachlichkeit muss die technologische Entwicklung forciert werden, damit ein Ausstieg vorgenommen werden kann. Das ist kein deutsches Thema, schaue ich nach Tschechien, Frankreich oder in die skandinavischen Länder. Diese Debatte ist global!

Beste Grüße

Marcus Reif

Pin It on Pinterest

Share This
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner