… für Kandidaten! Arbeitgeber sollten dies berücksichtigen und mit dem Feedback arbeiten, aber nicht noch teures Geld hinterher werfen!
Keine Woche vergeht, wo nicht von innen oder außen eine Diskussion rund um die Arbeitgeberbewertungsportale angestoßen wird. Wichtig ist, dass die Aussagen dort ernst genommen werden müssen. Deshalb ist es mir auch wichtig, dass man die Kommentare und Bewertungen dort strukturiert und regelmäßig reportet, damit man den Wandel gestalten und Unzulänglichkeiten konkret angehen kann.
Nachfolgend mal ein kurzes Interview hierzu, welches vor ein paar Wochen mit mir gemacht wurde:
1. Warum sind Ihrer Meinung nach Arbeitgeberbewertungsportale für qualifizierte Bewerber von begrenztem Nutzen, oder vielleicht anders: Wo sehen Sie die Grenzen der Informationen dort?
2. Welches Mittel halten Sie für geeigneter, um sich über Faktoren eines Unternehmens zu erkundigen, die anderweitig nicht leicht zu ermitteln sind, etwa (wirkliches) Betriebsklima und (reale) Karrierechancen?
Blind-HR-Battle
Der geschätzte Stefan Scheller bot zum zweiten Mal den Blind-HR-Battle an, dieses Mal zu “Geschäftsmodell anonymes Arbeitgeberbewertungsportal – Sinn oder Unsinn”. Eine total tolle Aktion, die unsere Employer-Branding-Welt bereichert. Gerne bin ich Stefans Anfrage gefolgt und stellte mich auf die Contra-Seite. Zugegeben, Stefan erwartete eine saubere Contra-Haltung. Musste noch ein paar Mal nachbessern. Deshalb verwundert auch nicht, dass ich mit der Contra-Position mit 35 % den Kürzeren zog. Wichtig ist, dass die Arbeitgeber-Bewertungsportale ihre Daseinsberechtigung haben. Gerade bei der Orientierung der Bewerber, wo sie sich bewerben könnten, ist eine transparente Sicht auf die Unternehmenswirklichkeit wichtig und sinnvoll. Meine Kritik ob einzelner dieser Portale bezieht sich eher auf das Geschäftsmodell und den Kapitalisierungsdruck. Dadurch werden ziemlich skurrile und unsinnige Dinge getan, mehr dazu unterhalb.
Link: persoblogger.wordpress.com/…/blind-hr-battle-geschaftsmodell-anonymes-arbeitgeber-bewertungsportal
Aber gerne gebe ich meine Position auch außerhalb des Blind-HR-Battles zum Besten:
Contra Arbeitgeber-Bewertungsplattformen
Bedeutungslosigkeit der Fakten
Zunahme von Transparenz über den Arbeitgeber ist wichtig. Ich schätze Plattformen zur Arbeitgeberbewertung Transparenz ist wichtig. Soweit sind wir uns vermutlich alle einig. Was ich kritisiere bei den größeren Plattformen zur Arbeitgeberbewertung – und das allerdings mit Nachdruck – ist das Geschäftsmodell und die statistische Bedeutungslosigkeit der dargestellten Fakten. Somit zahlen Arbeitgeber für einseitig kritische Bewertungen auch noch die Kosten für eine Plattform, die den direkten Dialog kaum ermöglicht. Das Feedback verhallt in der Subsumierung von Beurteilungsskalen.
Klar einseitige Bewertungen
Die Ausprägung der Bewertungen und Feedbacks sind subjektiv. Und, was nicht überrascht, tendenziös und einseitig. Das ist auch nicht besonders ungewöhnlich. Die großen Plattformen neigen dazu, auf früher komplett und heute teilweise anonyme Bewertungen mit kostenpflichtigen Maßnahmen gegenzusteuern. So lange diese Ausprägung anhält und ein konstruktiv-objektiver Dialog außen vor bleibt, stehe ich weiterhin sehr kritisch zu diesen Plattformen.
Der Dialog bleibt außen vor
Für die Schärfung der eigenen Wahrnehmung als Arbeitgeber geben Arbeitgeberbewertungsportale wichtige “Blitzlichter”. Jede einzelne Bewertung sichten wir und prüfen, ob wir personalpolitisch darauf reagieren können und sollen. Bei fast allen Bewertungen und Kommentaren haben wir das Bedürfnis, nachzufragen und mehr Hinweise zu bekommen. Das bleibt leider ebenfalls außen vor. Hier wird unter dem Deckmantel der anonymen Meinungsfreiheit ein konstruktiver Dialog unmöglich gemacht.
Kapitalisierungsdruck der Portale
Altruistisch ist keiner unterwegs, jede Plattform sucht nach Möglichkeiten zur Kapitalisierung. Das Geschäftsmodell sieht Arbeitgeber als zahlend vor. Für Arbeitnehmer und Praktikanten – die “Bewerter” – ist die Nutzung nachvollziehbarerweise kostenfrei. Die Arbeitgeber zahlen also für eine Plattform, auf der geprägtes Feedback über sie selbst erscheint. Nicht nur der Marktführer, alle Portale unterliegen dem Kapitalisierungsdruck. Dies sieht man durch allerlei Möglichkeiten, Geld auszugeben, insbesondere mit Werbemöglichkeiten. Dies geht zu Lasten der Glaubwürdigkeit und kostet Vertrauen.
Statistisch bedeutungslos
Im Schnitt sehen wir beim Marktführer 27 Bewertungen pro Arbeitgeber (158.000 Arbeitgeber mit 579.000 Bewertungen). Und dabei glätten wir noch nicht einmal die Großkonzerne, die deutlich mehr Dynamik verzeichnen. Somit sind Arbeitgeberbewertungsplattformen statistisch irrelevant und unterrepräsentativ. Damit schmälere ich nicht die Wertigkeit jedes einzelnen ernstzunehmenden Feedbacks, legt aber den Fokus auf die Sinnhaftigkeit, dafür Geld von den Arbeitgebern zu verlangen!
Fehlendes Korrektiv für Arbeitgeber
Extrem tendenziöse Berichte können Arbeitgeber nur kostenpflichtig gegendarstellen. Diese Barriere kritisiere ich im Geschäftsmodell, auch wenn es nur mittlere vierstellige Beträge sind. Doch die Budgets der Employer-Branding-, Marketing- und Recruiting-Einheiten sind nicht unerschöpflich. Wir Recruiter müssen sehr präzise und zielgerichtet unser Budget einsetzen.
Der Focus-XING-Award – oder: Wie Burda mit Focus, XING und kununu Kasse macht
Ich will hier nicht viele Worte verlieren, da Stefan meine Meinung voll trifft. Schauen Sie selbst hier:
In dieser Woche ging ein Aufschrei durch die Personalmarketer-Szene. Vertreter befreundeter Unternehmen kontaktierten mich, weil sie gerade dabei waren, ihre Informations- und Pressekampagne mit den gewonnenen Preisen zu launchen. Und dabei jäh zurückgeworfen wurden.
Es hat sich herausgestellt, dass Burda Medien eine Nutzung des Siegels mit dem Focus-Logo nicht gestattet, wenn nicht eine Lizenzgebühr von 10.000 Euro pro Jahr (alternativ 6.000 Euro für sechs Monate) gezahlt wird. Oha, gut zu wissen. Alternativ können Unternehmen wohl 3 Wochen lang ab Veröffentlichung das Titelbild des Focus Spezial für ihre Kampagnen kostenfrei nutzen. […]
Lesen Sie hier bitte den kompletten Blog: persoblogger.wordpress.com/…/der-focus-xing-award-oder-wie-burda-mit-focus-xing-und-kununu-kasse-macht/
Beste Grüße
Marcus Reif